TCM im ICD 11

Der ICD-Code wird bei Diagnose- und Rechnungsstellung verwendet und sorgt für vergleichbare Dokumentationen. Die neue überarbeitete 11. Version beinhaltet zum allerersten Mal auch eine Codierung für "Traditionelle Medizin"! Neu findet auch die traditionelle chinesische Medizin ihren Platz im Katalog, vorerst allerdings lediglich Akupunktur in Verbindung mit Verletzungen. 

Hier der Kommentar von Tadeusz Hawrot, European Federation of Neurological Associations:

"Die ICD wird von der WHO verwaltet und in Ländern auf der ganzen Welt verteilt. Jeder Krankheit wird ein ICD-Code zugewiesen. Er findet sich in den Patientenunterlagen, einschließlich Krankenhausakten, Krankenblättern, Besuchszusammenfassungen und Rechnungen.

Die Kodierung hat viele praktische Auswirkungen. Wenn Sie zum Beispiel an einer chronischen Krankheit wie Diabetes oder Parkinson leiden, wird Ihr ICD-Code in der Regel in Ihren medizinischen Unterlagen aufgeführt. Diese Codes stellen sicher, dass Sie die richtige Behandlung erhalten und alle medizinischen Leistungen korrekt abgerechnet werden. Die Versicherungsgesellschaften erwarten, dass die Codes zwischen einer Erkrankung und der durchgeführten Behandlung übereinstimmen. Die Codes werden in klinischen Studien verwendet, um Probanden zu rekrutieren und zu verfolgen.

ICD-Codes werden auch weltweit zur Erfassung von Gesundheitsstatistiken wie Morbidität (Krankheit) und Mortalität (Todesursachen) verwendet. Dies ist besonders hilfreich für die Erhebung von Daten über nicht übertragbare Krankheiten. Die Meldung von Gesundheitsstatistiken durch die Mitgliedstaaten an die WHO unter Verwendung des neuen Diagnosesystems hat nun im Jahr 2022 begonnen.

Viele Jahrzehnte lang wurden zerebrovaskuläre Erkrankungen, einschließlich Schlaganfall, in verschiedenen ICD-Iterationen als Krankheiten des Kreislaufsystems eingestuft. Dies stand im Widerspruch zu der Pathophysiologie und den Symptomen, die zu Mortalität und Morbidität führen, nämlich den Funktionsstörungen des Gehirns. Außerdem wich die Entscheidung vom Prinzip der Ischämie anderer Organe (wie Darm, Nieren und Auge) ab, die in verschiedenen Iterationen der ICD unter den jeweiligen Organen aufgeführt wurden. Aus diesen Gründen wurde der Schlaganfall in der neuesten Version der ICD, der ICD 11, wieder unter der Rubrik Neurologie aufgeführt.

Was eine weitere wichtige Gruppe neurologischer Erkrankungen, die Demenzerkrankungen, betrifft, so hat die WHO im ICD-11-Entwurf von 2016 die Demenzkategorien von Kapitel 06 - "Psychische, Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen" in Kapitel 08 - "Erkrankungen des Nervensystems" verschoben. Dies führte jedoch zu schriftlichen Protestnoten zahlreicher wissenschaftlicher Vereinigungen, vor allem aus der Psychiatrie, der Psychologie und anderen psychosozialen Berufsgruppen. Aus diesem Grund wurden die Demenz-Kategorien 2017 wieder in das Kapitel 06 verschoben, das die klinischen Erscheinungsformen der Demenz widerspiegelt. Gleichzeitig wurde die Alzheimer-Krankheit in Kapitel 8 eingeordnet, was auf die Ätiologie (die Ursache) der Krankheit hinweist.
Obwohl die ICD11 offiziell am 1. Januar 2022 in Kraft tritt, kann jedes Land selbst entscheiden, wann es sie einführt, und die WHO hat eingeräumt, dass "nicht viele Länder sich wahrscheinlich so schnell anpassen werden", d. h. die ICD-11 zum Zeitpunkt ihrer Einführung bereits verwenden.

Die WHO und die nationalen Regierungen sollten ihre Bemühungen um die Einführung der ICD-11 beschleunigen, einschließlich der vollständigen Integration des Schlaganfalls in die neurologische Gesundheit, um den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und der klinischen Praxis gerecht zu werden. Dies wird dazu beitragen, die Prioritäten zu setzen und die begrenzten öffentlichen Mittel entsprechend den neuesten und solidesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu verteilen."