Achtsam wie ein Buddha
Meditation und Neurowissenschaft
Würde der Buddha heute leben, er wäre wohl begeistert von dem, was Rick Hanson an neurowissenschaftlicher Forschung zusammengetragen hat. Dabei verfolgen der Buddha und der Autor im Prinzip das gleiche Ziel: Menschen einen Weg zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude vorzustellen und praktisch nahezubringen. Rick Hanson tut das zeitgemäß auf angenehm leichte Art, mit viel Humor, großer Expertise in beiden Bereichen und so, dass jeder an geistiger und mentaler Entwicklung interessierte Mensch gut folgen kann.
War der Buddha Neurobiologe?
Die sieben Wege von mehr Gelassenheit zu einem erwachten Geist haben Millionen von buddhistisch Praktizierenden bereits erprobt – daran besteht kein Zweifel. Ob am Ende eines Weges, wenn es denn ein Ende überhaupt geben kann, Erleuchtung stehen muss, ist auch nicht die Frage in Rick Hansons Buch – eher geht es darum, dem Geheimnis, wie und warum Meditation und das Üben von Achtsamkeit tatsächlich das Gehirn und damit das gesamte Leben der Übenden verändert.
Es gibt bereits viele Bücher zu diesem Thema – aber wohl keines, das den Zusammenhang zwischen buddhistischen Grunderkenntnissen und Neurowissenschaften so präzise erklärt und greifbar macht. Statt den Buddhismus als Basis zu verleugnen, wie viele Achtsamkeitslehrer*innen das tun, um dem Ganzen den spirituellen Aspekt zugunsten wissenschaftlicher Betrachtung zu nehmen, rückt Rick Hanson, eines Zeichens praktizierender Buddhist UND Neurowissenschaftler, die Grundaussagen des Buddha, in den Fokus und überprüft, inwieweit die Erkenntnisse übereinstimmen.
So zitiert der Autor Kernsätze aus dem Dhammapada, einer Anthologie der gesammelten Aussagen des historischen Buddha, verbindet diese mit Erkenntnissen aus der Neurophysiologie und modernen Verhaltensforschung und gießt diese Mischung anschließend zunächst in eine humorvolle Beispielgeschichte mit dazu passender Übung – ergänzt wird das Ganze durch Literaturhinweise, die nicht gesammelt am Schluss des Buches stehen, sondern im inhaltliche Zusammenhang. So entsteht eine Vielschichtigkeit in der Betrachtung, die es Leser*innen ermöglicht, sich mit verschiedenen Hilfsmitten auszurüsten: unabhängig davon, ob die Leser*in eher den wissenschaftlichen Nachweis suchen, Übungen ausprobieren will oder sich dem Thema aus philosophisch-buddhistischer Perspektive nähern will – alle Pfade werden zur Verfügung gestellt.
Körper, Geist und Praxis
Im ersten Kapitel werden die Grundlagen der neurophysiologischen Verknüpfungen anschaulich erklärt – so wird deutlich, wie wichtig die neuronale Verkörperung für den Gesamtprozess eines wachen Geistes ist. Die siebenstufige Meditation zu den Qualitäten Ruhe, Liebe, Fülle, Ganzheit, Jetztheit, Allheit und Zeitlosigkeit verknüpft Neurowissenschaft und buddhistische Grundideen auf ebenso leichte wie anschauliche Weise; wer könnte übersehen, dass das Kultivieren dieser Werte einem entspannten und friedlichen Geist den Weg bahnt – eben nicht nur geistig, sondern auch körperlich.
Kapitel zwei richtet den Blick auf Selbstmitgefühl, Selbstwirksamkeit und Ressourcenbewusstheit – da es im Buddhismus aber nie Zweck ist, die Aufmerksamkeit ausschließlich auf sich selbst, sondern vor allem auf Mitgefühl und Mitfreude zu richten, widmet sich das dritte Kapitel der Frage, wie mensch die heitere Gelassenheit zunächst in die nahe Welt der Mitmenschen trägt und sich darüber hinaus als Teil des großen Ganzen fühlen kann.
Das Buch ist ein Schatz für alle, die aus der Tiefe zufriedener und mitfühlender Leben wollen – ob als Christ*in, Atheist*in oder Buddhist*in...
Rick Hanson
Achtsam wie ein Buddha
Mit Meditation und Neurowissenschaft zum wahren Ich
Irisiana-Verlag
20,- Euro
Über den Autor: Rick Hanson
Rick Hanson ist Neuropsychologe und international bekannt für seine wirksamen Techniken, die er aus dem Zusammenspiel von Achtsamkeit, Hirnforschung und Psychologie entwickelt hat. Die Bücher des »New York Times«-Bestsellerautors sind in 28 Sprachen erschienen und haben alleine im englischsprachigen Raum eine Gesamtauflage von über 750.000. Er ist Gründer des Wellspring Institute for Neuroscience and Contemplative Wisdom und wird als angesehener Redner von zahlreichen Universitäten wie Oxford, Stanford und Harvard eingeladen. Er unterrichtet in Meditationszentren weltweit.