Alle Tage - gelassener Umgang mit Stress
Zazen und Bogenschießen
Wenn wir Zen in unser Leben integrieren, können wir durch die Übung erkennen, welcher Reichtum und welche Schönheit in unserem Leben stecken, wenn wir loslassen. Das gleiche gilt für die Übung mit dem Bogen.
In einem Gedicht heißt es:
He knows not where he’s going (Er weiß nicht, wohin er geht)
For the ocean will decide (Der Ozean wird entscheiden)
It’s not the destination… (Es ist nicht die Richtung…)
It’s the glory of the ride (Es ist die Pracht der Reise)
Edward Monkton,
Zen Dog
In einem Sesshin (mehrtägige Meditationszeit im Schweigen) können wir erleben und gleichzeitig einüben, was es bedeutet, durch Loslassen einen inneren Raum zu öffnen, in dem wir unsere Wirklichkeit erfahren können, ohne uns ständig zu beurteilen. Auf dieser Grundlage leben wir unser Leben, ohne den grüblerischen Warum-Fragen unsere Energie zu opfern.
Viele von uns erleben ihren Alltag als eine Abfolge von Herausforderungen, die es schwer machen, zwischendurch Ruhe und vielleicht sogar heitere Gelassenheit zu erleben. Manchmal vergessen wir, dass unser Leben von unschätzbarem Wert ist und dass es unsere Aufgabe ist, diesen Wert zu würdigen. Wenn wir unsere emotionalen und mentalen Spannungen als Stress interpretieren, wird es schwer diesen Stress einfach kommen und gehen zu lassen wie einen Regenschauer.
Mit unserem Widerstand: „ Ich sollte diese Situation nicht als Stress erleben.“ füttern wir unseren Stress und es droht eine Chronifizierung. Der Stress frisst sich als Verhaltensmuster in unsere mentalen Strukturen. Wir lernen, eine Herausforderung als Stressor zu interpretieren, auf die wir mit Stress reagieren müssen, ohne etwas dagegen tun zu können. Wir haben uns angewöhnt gestresst zu sein. Dieses mentale Muster gräbt sich immer tiefer in unser Hirn und breitet sich in unserem gesamten Körper aus. Atmung, Verdauung, Sexualität, verschiedene Muskelgruppen, Nacken, Schultern, Kiefer, Rücken, Bauch und verschiedene andere Bereiche werden vom Stress erfasst und geschädigt.
In einem Sesshin können wir lernen und erfahren, wie es sich anfühlt dieses alte Muster zu erkennen, als zu uns gehörig zu akzeptieren und schließlich los zu lassen. Wir erfahren was es bedeutet, frei zu sein von Urteilen und alten Mustern und sich selbst zu begegnen. Wenn wir es zulassen können, offenbart sich uns ein Weg, der uns nach Hause führt. Gleichzeitig wird uns klar, dass diese Erfahrungen nicht durch die Anwendung von Rezepten herzustellen sind; sie sind unverfügbar und dennoch erreichbar. Stress ist eine erlernte Haltung und diese Haltung können wir durch das Erlernen einer neuen, anderen Haltung ersetzen.
Das Bogenschießen: Bewegung im Fokus
Neben dem ZaZen – dem stillen absichtslosen Sitzen – erleben wir beim Bogenschießen wie der präzise Focus auf eine Bewegungsabfolge unsere Aufmerksamkeit lenken kann und so keinen Platz lässt für grüblerische Gedanken. Nach und nach kommen wir zu uns und zu einer stabilen friedvollen Ruhe und wir finden den Weg, der uns Kraft verleiht für die stürmischen Zeiten, die ganz sicher wieder in unserem Leben auftauchen. Es geht nicht darum, nie wieder Stress zu erleben, sondern darum, dem Stress mit einer anderen eingeübten und erfahrenen Haltung zu begegnen. Zen und Bogenschießen sind ein Weg, nicht das Ziel.
For the ocean will decide.
Neugierig geworden?
Link zum Sesshin: Achtsamkeit-im-beruflichen-alltag-mit-zen-zen-in-der-uebung-des-bogens-und-des-sitzens-zazen
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