Bhagwan und seine Leute heute

Buchempfehlung: Kirsten Papes "Vom Mut, den eigenen Weg zu gehen"

17. März 2015 von Conny Dollbaum-Paulsen

Das Thema:

Der Untertitel sagt (fast) alles: Licht- und Schattenseiten einer spirituellen Bewegung - es geht um die Bhagwan-Bewegung.
Und darum, was Menschen damals antrieb - und heute antreibt, sich in Orange zu hüllen, nach Poona zu reisen oder gar einen neuen Namen anzunehmen. Menschen erzählen, was sie damals und heute bewegt, was an Licht geblieben ist und was sich, nicht nur aus heutiger Sicht, als echter Schatten darstellt.

Das Besondere:

Die Autorin Kirsten Pape ist, wie aus dem Vorwort hervorgeht, persönlich am Thema interessiert, maximal neugierig und freundlich-skeptisch in ihren Fragen. Ihre Interviewpartner sind fünf Sannyasin, die Bhagwan persönlich erlebt haben und eine, die erst geboren wurde, als er schon nicht mehr lebte.

Kirsten Pape will es wirklich wissen: Worin die Weisheit des Meisters lag, was das Besondere an Poona war, warum durchaus rigide Strukturen innerhalb der Bhagwan-Bewegung bereitwillig angenommen und weitergetragen wurden, wie die Verehrung eines Gurus sich anfühlte, wie Geld und Erleuchtung zusammenpassen - sie fragt manchmal ungläubig, recht hartnäckig und immer freundlich nach, wenn sie an den Antworten zweifelt.

Das macht die Gespräche spannend, interessant und sehr lebendig.

Auch für Nicht-Eingeweihte entsteht das Bild einer Bewegung, ausgehend von Menschen, die sich befreien wollten von engen kleinbürgerlichen und dominant materiell-geprägten Zwängen. Die Kinder der Fünfziger und frühen Sechziger suchten nicht, wie viel kolportiert wurde und wird, ausschließlich Liebe und Sex, sie suchten auch spirituelle Impulse, eine spirituelle Heimat, die sie in den Kirchen ihrer Eltern nicht fanden.

Das alles gab es bei Bhagwan, später Osho, es gab Gemeinschaft, es gab Liebe, Sex und sehr viel persönliche Entwicklung - und es gab auch Neid, Missgunst, Gier und Intrige. Es gab eben alles, was Menschen ausmacht, alles an Missverständnissen und spirituellen Projektionen - ebenso wie tiefe Freude, Klarheit und Erleuchtung.

Empfehlenswert weil:

Kirsten Pape lässt einen wesentlichen Aspekt unserer nahen spirituellen Zeitgeschichte lebendig werden - ihre Sprache ist angenehm zu lesen, die Interviewpartner sind unterschiedlich und interessant genug, als dass jedes weitere Porträt zum Lesen einlädt.

Empfehlenswert für:

Alle, die selbst Orange trugen, alle, die es wollten, aber sich nicht trauten, alle, die es auf gar keinen Fall wollten und auch für alle, die viel jünger sind und verstehen möchten, warum Osho heute noch so oft zitiert wird und warum ihre Eltern, Onkel oder Tanten diesem Menschen folgten.

Big Points:

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Volle Punktzahl und eine eindeutige Empfehlung, das Buch zu kaufen.

Kirsten Pape
Vom Mut, den eigenen Weg zu gehen
Kamphausen Mediengruppe
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