Blutreinigung nach Hildegard v. Bingen

Hildegard war Nonne, oder?

© Julia Thieme
18. Juli 2022 von Julia Thieme

Die Heilige Hildegard von Bingen (1098-1179) zählt zu den bekanntesten und beeindruckensten Frauen des Mittelalters. Bereits in dieser Zeit hat sie sich als Nonne und Äbtissin des Klosters Rupertsberg in Bingen umfassend mit naturheilkundlichen Inhalten auseinandergesetzt.

Sie beobachtete genau und dokumentierte Krankheitsverläufe und ihre angewandten Therapien. Dabei bot sie ihren KlientInnen ein breites Spektrum von Ernährungsberatung über Anwendung von Heilkräutern bis hin zur Blutreinigung. Dabei beachtete sie aus ihrem theologischen Ursprung heraus ebenso Geist und Seele, wie den Körper. Für die heutige Zeit können aus diesem Wissen von Hildegard von Bingen immer noch eine präventive Selbstbehandlung und in Teilen auch naturheilkundlich therapeutische Maßnahmen abgeleitet werden.

Viele Grundlagen der Ernährung nach Hildegard fließen bereits in eine naturheilkundliche Ernährungsberatung ein, so z.B. die Bevorzugung von Dinkelprodukten gegenüber Weizenmehl. Hier möchte ich nun aber auf die besondere Art der Blutreinigung nach Hildegard von Bingen eingehen, da mich diese Therapie aus naturheilkundlicher Sicht begeistert, seitdem ich Sie in meiner Praxis anwende!

Was ist eine Blutreinigung?

Diese Blutreinigung ist eine sehr milde Form des Aderlasses und gehört damit zu den ausleitenden Therapien und dem Einleiten von Heilungsprozessen. Insbesondere als ergänzende Maßnahme bei Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck, nach Schlaganfall und Herzinfarkt sowie bei Fettstoffwechselstörungen, Sklerosen, Rheuma und hormonellen Beschwerden in den Wechseljahren der Frau findet diese Blutreinigung erfolgreich Anwendung. Auch als vorsorgende Maßnahme zur Erhaltung der Gesundheit ist dieser “Hausputz” 1-2 Mal im Jahr geeignet.

Besonderheiten der Blutreinigung nach Hildegard von Bingen

Am 1.-6. Tag nach Vollmond wird in völlig nüchternem Zustand eine Blutmenge von etwa 30-80 ml mit einer etwas dickeren Kanüle langsam abgenommen. Diese etwas mittelalterlich anmutende Regel begründete die heilige Hildegard damit, dass die Gifte bei abnehmendem Mond leichter über das Blut aus dem Körper gelangen. Und tatsächlich- ich beobachte in meiner Praxis in den letzten Tagen vor Vollmond ein deutlich dunkleres Blut bei Blutentnahmen, als in der restlichen Zeit. Das Blut fließt bei dieser Art von Aderlass sehr langsam aus der Vene. Die Blutmenge bestimmt sich ganz individuell nach dem sogenannten Hellerwerden des Blutes: der/die abnehmende TherapeutIn beobachtet den Blutfluss kontinuierlich in einem kleinen Becher, bis hellere Bluttropfen hineinfallen. Dann wird der Aderlass beendet. In den 3 nachfolgenden Tagen sind einige Ernährungshinweise zu berücksichtigen, wie das Meiden von Käse, Rohkost und Gebratenem. Auch hier hat die Heilige wieder ganzheitlich gedacht, um die Erleichterung durch die Blutentnahme möglichst langfristig zu erhalten. Hildegard von Bingen hat sich im Mittelalter auch bereits der sogenannten Blutschau bedient: nach 24 Stunden wurde die abgenommene Blutmenge inspiziert und aus ihren jahrelangen Beobachtungen konnte sie u.a. Anhaltspunkte von Entzündungen oder Fett-Ablagerungen erkennen, die sie dann in die Lebensstilberatung einfließen ließ.

Wirkungen der Blutreinigung nach Hildegard von Bingen

Diese Erleichterung ist bei vielen KlientInnen zu beobachten. Nach der ersten Blutreinigung ist es in der Regel eher die Erleichterung darüber, dass es doch gar nicht so schlimm war, wie der mittelalterliche Ursprung vermuten lässt. Wer sich regelmäßig dieser Methode bedient, kann im gesamten Körper kleine Veränderungen bemerken und die Freude auf den nächsten Aderlass wächst. In meiner Praxis sehe ich dieses Phänomen besonders bei Frauen mit hormonellen Problemen der Wechseljahre oder mit Bluthochdruckproblemen.

Hildegard empfiehlt diese Form der Blutreinigung für Männer bis zum 80. und Frauen bis zum 100. Lebensjahr. Gewöhnlich ist diese Therapie als Vorbeugung einmal jährlich ausreichend, therapeutisch ist der kürzeste Abstand 3 Monate.

Zum Weiterlesen

Für weitere sehr umfassende Informationen (nicht nur) zum naturheilkundlichen Wirken von Hildegard von Bingen empfehle ich das Buch „Die Hildegard-Hausapotheke für die ganze Familie“ von Dr.med. Michael Ptok. Herrn Ptok habe ich als Präsident der int. Gesellschaft Hildegard von Bingen kennengelernt. Er lebt und arbeitet seit Jahrzehnten mit dem Wissen der Heiligen und ist eine Schatzkiste an Inspiration.

Foto: Blutschau nach Hildegard v. Bingen

© Julia Thieme

Das Foto zeigt eine Blutprobe 24 Stunden nach dem Aderlass

  • mit Hinweis auf Cholsterinanstieg im Blut (das weiße Häutchen) und
  • Entzündungszeichen (der treppenabsatzförmige Bogen)

Ein Artikel von
Julia Thieme

Julia Thieme - Heilpraktikerin, Kinderkrankenschwester
Heilpraktikerin, Kinderkrankenschwester
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