Cannabidiol: CBD-ÖL als Nahrungsergänzungsmittel
Cannabidiol - Legalität, Anwendung und Wirkung
Vor einiger Zeit hätte sich wohl kaum jemand vorstellen können, dass in wenigen Jahren auf Zeitungen oder im Internet fett für Cannabis geworben werden würde. Zwar dürfen seit 1996 mehr als 40 Faserhanfsorten, deren THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt, als Nutzpflanze legal angebaut werden, doch ist von Cannabidiol (CBD) als frei auf dem Markt erhältliches Nahrungsergänzungsmittel erst seit 2016 die Rede.
In den letzten Monaten wurde ich immer wieder auf Cannabidiol aufmerksam. Freund*innen erzählten sich, dass sie nach Einnahme weniger Tropfen CBD ÖL endlich mal wieder eine Nacht hätten durchschlafen können. Das machte mich neugierig, denn kurz vor Neumond und auch bei Vollmond leide ich ebenfalls unter Schlafstörungen. Warum das neue Wundermittel also nicht einmal ausprobieren? Doch vor dem Kauf gab es für mich noch einige Frage zu klären.
Was ist eigentlich Cannabidiol? Inwiefern unterscheidet sich CBD von Cannabisöl oder Hanföl? Ist der Kauf von Cannabidiol wirklich legal und wo kann ich es legal kaufen? Welche Inhaltsstoffe sind im CBD Öl? Wie wirkt es? Worauf muss ich achten, wenn ich ein qualitativ hochwertiges Öl erwerben möchte? Wie wird das Öl dosiert? Ich machte mich auf die Suche nach Antworten. Kein leichtes Unterfangen, da im Internet zahlreiche beschönigende, aber auch dramatisierende Informationen zu finden sind.
Cannabidiol - was ist CBD?
Hanf wird seit rund 12.000 Jahren genutzt und gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Neben den Fasern kommen die Samen, das Öl der Samen sowie die Blüten und Blätter zur Anwendung. In der Traditionellen Chinesischen Medizin zählt Hanf zu den 50 bedeutsamsten Heilpflanzen. Der chinesische Kaiser Shennong, der vor etwa 5.000 Jahren lebte, analysierte zahlreiche Pflanzen auf ihre therapeutische Wirkung, darunter auch Hanf. Seinen Ausführungen zufolge soll die Pflanze schmerzlindernd bei Menstruationsbeschwerden, Malaria und weiteren gesundheitlichen Beschwerden wirken. Aber auch die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098-1179) soll um die heilsame Wirkung von Hanf gewusst haben.
Die beiden bekanntesten Arten in der Pflanzenfamilie der Hanfgewächse sind Cannabis sativa und Cannabis indica. In der EU sind knapp 70 zertifizierte Hanfsorten zum ständigen Anbau zugelassen, darunter vor allem Sorten der Hanfart Cannabis sativa, die maximal 0,2 Prozent des psychoaktiven THC (Tetrahydrocannabinol) enthalten. Laut American Herbal Pharmacopoeia (2013) soll die Gattung Cannabis sativa bis zu 100 Cannabinoide enthalten, darunter CBD (Cannabidiol) und THC. Cannabidiol (CBD) ist demnach ein Wirkstoff aus der Gruppe der Cannabinoide. Es wird aus den weiblichen Blüten und Blättern extrahiert und hat im Gegensatz zu THC keine psychotrope Wirkung.
Verschreibungspflichtige und frei verkäufliche CBD Präparate
Als Arzneimittel ist CBD ebenso wie Arznei-Cannabis verschreibungspflichtig, und zwar losgelöst von der Dosis oder Darreichungsform. Sowohl verschreibungspflichtige CBD-Medikamen als auch CBD Produkte wie das derzeit als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältliche Cannabidiol werden aus Nutzhanfpflanzen hergestellt, die viel CBD und wenig THC enthalten. Da stellt sich die Frage: Was ist der Unterschied zwischen medizinischem und frei erhältlichem CBD?
Zum einen das Pflanzenmaterial. Für die Herstellung von CBD Medikamenten werden ausschließlich Hanfpflanzen genutzt, die unter standardisierten, streng kontrollierten Bedingungen angebaut wurden. Der Anbau der Hanfpflanzen, die für frei erhältliche CBD Öle genutzt werden, unterliegt hingegen keinen strengen Regeln und Kontrollen. Damit ist laut Verbraucherzentrale die Sicherheit von frei verkäuflichen Produkten mit CBD nicht ausreichend gewährleistet und kann durchaus negative Folgen haben (siehe: „Vorsicht bei Lebensmitteln mit dem Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD")).
Außerdem ist in verschreibungspflichtigen Medikamenten ausschließlich CBD als Wirkstoff enthalten, sodass die Dosis exakt definiert werden kann, während das legal erhältliche Cannabidiol Öl meist mit anderen Stoffen wie beispielsweise Oliven- oder Hanfsamen-Öl versetzt ist.
Nur einigen CBD-Präparationen in Medikamentenqualität konnte bisher bei wenigen Erkrankungen eine therapeutische Wirksamkeit nachgewiesen werden. Entsprechende klinische Studien zur Wirksamkeit von CBD bei Angststörungen, Epilepsie und Parkinson liegen bereits vor. Dennoch ist eine mögliche therapeutische Wirkung längst noch nicht ausreichend erforscht.
Die Studie „Cannabidiol enhances consolidation of explicit fear extinction in humans.“ von 2013 beschäftigt sich mit der Wirkung von CBD bei Angstpatient*innen.
Die Studie „Cannabidiol in patients with treatment-resistant epilepsy: an open-label interventional trial.“ (2016) versucht nachzuweisen, dass CBD bei Epilepsie eine therapeutische Wirkung zeigt.
Zudem liegen Studien vor, die nachzuweisen versuchen, dass CBD die Lebensqualität von Parkinson-Patienten verbessere, darunter die klinische Studie „Effects of cannabidiol in the treatment of patients with Parkinson's disease: an exploratory double-blind trial.“ (2014).
CBD Öl – Inhalte und Substanzen
CBD Öl als Nahrungsergänzungsmittel enthält unterschiedliche Substanzen.
Neben Cannabinoiden enthält das Öl Mineralstoffe, Proteine, Ballaststoffe, Fettsäuren und Vitamine. Die Cannabinoide gehören zu den wichtigsten Substanzen des CBD Öl, da sie Nervensystem und Gehirn beeinflussen können. Dabei differenzieren Expert*innen zwischen fünf verschiedenen Cannabinoiden, denen jeweils spezifische Wirkungen zugeschrieben werden:
- CBC soll entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken
- CBD soll schmerzhemmend wirken und sich bei chronischen Beschwerden wie Arthritis, Entzündungen, Krämpfen und Migräne eignen
- CBDA soll antiemetische wirken und wird bei Übelkeit und Krebsleiden angewandt
- CBG soll antibakteriell wirken
- CBN soll angstlindernd wirken
Daneben enthält CBD Öl Gamma-Linolensäure, die entzündungshemmend wirken soll, sowie Omega-3 und Omega 6-Fettsäuren. Zu den Mineralstoffen und Spurenelementen zählen Eisen, Kalium, Kalzium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Natrium, Phosphor und Zink. Auch Vitamine wie Vitamin E, Vitamin B1 und Vitamin B12 sind im Cannabidiol Öl enthalten. Zudem enthält CBD Öl Chlorophyll, zu erkennen an der grünlichen Färbung sowie Carotinoide, die dem Cannabidiol Öl zusätzlich einen goldgelben Effekt verleihen.
CBD Öl – legal oder illegal?
Bedingt durch das zunehmende Interesse der Pharmaindustrie sowie des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wird über die Rechtslage im Zusammenhang von Cannabidiol bereits seit 2016 diskutiert. Seit November 2019 sind THC-freie (unter 0,2 Prozent) Nahrungsergänzungsmittel mit CBD legal und frei verkäuflich, da laut EU-Nahrungsergänzungsmittel-Richtlinie 2002/46/EG sowie laut § 2 (§ 3) des deutschen Arzneimittelgesetzes (AMG) CBD nicht als Arzneimittel gilt, sondern als Pflanzen-Rohstoff in Form einer Nahrungsergänzung. Für den Erwerb von CBD Produkten muss allerdings ein Mindestalter von 18 Jahren nachgewiesen werden.
Das zurzeit legal erhältliche Cannabidiol Öl sollte die Höchstgrenze von 0,2 Prozent THC nicht überschreiten. Allerdings bemängelt die Verbraucherzentrale, das CBD Produkte „gesundheitlich beeinträchtigende Mengen des psychoaktiven Stoffes Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten“ könnten (s. o.). Zudem soll CBD laut Bericht der Verbraucherzentrale „zahlreiche unerwünschte Effekte“ haben können wie beispielsweise „Schläfrigkeit und Benommenheit“, aber auch „Schlaflosigkeit, Schlafstörungen und innere Unruhe“. Hinzu kommt, dass Dosierung, Sicherheit und Wechselwirkungen nicht hinreichend geklärt seien.
Aus Sicht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind CBD Produkte illegal im Handel, da die Anbieter*innen bisher weder „einen Antrag auf Zulassung eines Arzneimittels oder einen Antrag auf Zulassung als neuartiges Lebensmittel ("Novel Food")“ gestellt haben.
CBD-haltige Erzeugnisse und Risiken
CBD ist im Handel nicht nur als Öl, sondern auch in Form von Kapseln, Salbe, Spray und Liquid erhältlich sowie - mit geringerem CBD Gehalt – als Pastillen und Kaugummi. Bestimmte Personen sollten in jedem Fall auf die Einnahme von Cannabidoid verzichten, dazu gehören Schwangere, Stillende und Kinder. Darüber hinaus sollten Patient*innen, die auf bestimmte Medikamente angewiesen sind, nur nach Rücksprache mit ihrem/ihrer Arzt/Ärztin CBD Öl einnehmen.
Das zurzeit frei verkäufliche CBD-Öl hat einen CBD-Gehalt von 5 bis 20 Prozent und einen Rest-THC-Gehalt von 0,2 Prozent. Konkrete Richtlinien für die Dosierung zur Selbstbehandlung gibt es nicht. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung sind die THC-Gehalte in zahlreichen hanfhaltigen Lebensmitteln zu hoch, sodass gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich sein sollen.
Wo ist CBD-Öl erhältlich?
Da Hanf in Deutschland einen eher negativen Ruf hat, sind CBD Produkte nicht überall erhältlich, auch wenn die Nachfrage enorm gestiegen ist. Zurzeit sind Cannabidiol Produkte nur in ausgewählten Apotheken, Drogerien, Reformhäusern und Online-Shops erhältlich. Im Internet findet sich das größte Angebot. Um ein qualitativ hochwertiges CBD Öl zu erhalten, frei von Pestiziden und anderen Schadstoffen, sollte 100 Prozent Bio CBD Öl bevorzugt werden.
Unterschied zwischen CBD- und Hanfsamenöl
Hanföl oder Hanfsamenöl wird aus Hanfsamen hergestellt, die meist kalt gepresst werden. Das Öl wird als Speiseöl oder in der Kosmetik verwendet und enthält hochwertiges Eiweiß, Ballaststoffe sowie Fettsäuren. Cannabinoide wie CBD oder THC sollen nicht im Hanfsamenöl oder anderen Hanfprodukten enthalten sein. Deshalb ist es frei im Handel erhältlich und soll keine Nebenwirkungen oder psychoaktive Wirkung haben.
Die Verbraucherzentrale weist allerdings darauf hin, dass hanfhaltige Lebensmittel dennoch messbare Mengen des psychoaktiven THC enthalten können, sodass insbesondere bei häufigem Verzehr, Schwangeren oder Kindern gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich sein können.
Unterschied zwischen CBD- und Cannabisöl
Von Cannabisöl, Haschischöl, Haschöl oder THC-Öl ist meist die Rede, wenn der THC-Gehalt über 0,2 Prozent liegt und eine psychoaktive Wirkung erzielt werden kann. Es wird aus den Blüten und Blättern verschiedener Cannabispflanzensorten mit hohem THC-Anteil, CBD und weiteren Cannabidoiden hergestellt, fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und ist nicht frei verkäuflich. Beim Konsum von Cannabisöl sind starke Nebenwirkungen möglich.
Fazit
Da laut BVL Anbieter von CBD-haltigen Erzeugnissen vor dem Verkauf einen Antrag auf Zulassung eines neuartigen Lebensmittels ("Novel Food") bzw. Arzneimittels stellen müssen, um die Sicherheit des Erzeugnisses gewährleisten zu können, diese Zulassungen bisher aber nicht vorliegen, besteht keine absolute Sicherheit bei der Einnahme von Cannabis-Produkten. Dieser Tatbestand macht die Entscheidung für oder gegen die Einnahme von CBD Öl nicht unbedingt leichter. Ich habe mich nach einer Testphase und in Rücksprache mit meiner Ärztin und Heilpraktikerin schließlich gegen die Einnahme von CBD Öl entschieden.
Ein Artikel von
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Hegede 6
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