Danke, nicht gut
Ein herausfordernder Titel zu Positive Thinking
Dieses Buch ist für viele Menschen wie uns, die sich in spirituell-esoterischen Kreisen bewegen und an eine bestimmte Art der Wirklichkeitsdeutung gewöhnt sind, eine echte Herausforderung. Die AutorInnen nehmen kein Blatt vor dem Mund, was sie von Positiver Psychologie halten und davon, persönlichem Leiden und Krankheit tiefergehende Bedeutung zuzuordnen.
Im Pressetext zum Buch heißt es:
Affektierte Dauerlächler sind anstrengend und wir begegnen ihnen an jeder Straßenecke. Die sozialen Medien quellen über von Feel-good-Propheten und Inszenierungen des vermeintlich perfekten Lebens. Wer nicht glücklich ist, ist selbst schuld – schließlich könnte man ja einfach sein Mindset ändern. Doch das schrammt nicht nur an der Lebensrealität vieler Menschen vorbei, sondern ist eine gefährliche Haltung: Sie blendet aus, dass Menschen einen Gutteil ihres Lebens nicht selbst beeinflussen können. Positivität, die keine Verletzlichkeit zulässt, ist alles andere als ein gesunder Weg zu sich selbst. »Denk doch einfach mal positiv!« ist eben nicht die Lösung für alle Probleme – finden Franz Himpsl und Judith Werner jedenfalls, die schon beides erlebt haben: schwere Schicksalsschläge, aber auch großes Glück.
»Hallo Ernstfall« lautet daher die Devise, unter der sie auch in ihrem Podcast über die existenziellen Themen des Lebens sprechen. Dabei geht es immer wieder um diese eine Frage, die schon Immanuel Kant beschäftigte: Wie bleibt man hoffnungsfroh, trotz aller Krisen im Leben? Ohne platten Optimismus und toxische Positivität? Das ungleiche Duo hat sich auf die Suche gemacht nach einem Grund zur Hoffnung, der auch nüchterne Skeptiker überzeugt. Und sie sind fündig geworden.
Dieses Buch ist für alle, die dem Leben mit mehr reflektierter Gelassenheit begegnen wollen. Und die wissen: Manchmal ist eben nicht alles gut. Aber das heißt umgekehrt nicht, dass auch alles schlecht sein muss.
Fazit aus der Redaktion
Diese Buch zu lesen lohnt. Für die Skeptiker:innen kann es einen AHA-Effekt in Richtung Lebenskunst geben, weil die AutorInnen einen durchaus pragmatischen Optimismus vorstellen. Und für alle, die sich mit dem richtigen Mindset abmühen und es schwer haben zu akzeptieren, dass Menschsein ein echtes Dilemma ist, kann vielleicht Entspannung eintreten. Die Thesen sind teilweise messerscharf und manchmal gehen sie auch auch (zu) weit mit ihrem durch und durch naturwissenschaftlichen Blick auf die Welt. Dennoch sind gerade Bücher, die das eigene Weltbild in Frage stellen, ein echtes Geschenk - wir können überprüfen, wie wir die Welt sehen, ob der Blick auch nach der Lektüre noch Bestand hat, ob es Modifizierungen geben kann, darf, sollte...
Die AutorInnen schreiben flott, scheuen keine dunklen Ecken - sie zeigen der Leser:in aus eigener Erfahrung (beide haben persönliche Erfahrungen mit Krebserkrankungen) und anhand toll ausgewählter Beispiele aus der Philosophie, wie sehr es sich lohnt, dem eigenen Leben mit Mut, Witz und Einsicht in die wechselvollen, nicht zu beeinflussenden Lebensumstände, zu begegnen.
Franz Himpsl, Judith Werner
Danke, nicht gut
Für reflektierte Gelassenheit statt toxischer Positivität
Kösel-Verlag
978-3-466-34800-8
18,00 € (D), 18,50 € (A), CHF 24,90*
Paperback, Klappenbrosch. / 192 Seiten
ET: 27. September 2023
Die AutorInnen: Dr. Franz Himpsl & Dr. Judith Werner
Dr. Franz Himpsl, geboren 1987, ist Journalist und Philosoph. Er hat für die SZ und die ZEIT geschrieben und über die Idee der Wissenschaftsfreiheit promoviert. Derzeit arbeitet er in der Redaktion der Wissens-App Blinkist. Der Wahlberliner ist zudem regelmäßig als Autor für Psychologie Heute tätig.
Dr. Judith Werner, geboren 1983, studierte Philosophie, Politologie und
Germanistik. Nach ihrer Promotion über den Antisemitismus im Werk Martin Heideggers arbeitete sie als stellvertretende Intendantin am Stadttheater Ingolstadt und Dozentin für Dramaturgie. Heute ist sie im Bereich nachhaltige Digitalisierung und als Publizistin tätig.