Der Buddha auf vier Pfoten
Wer braucht schon einen Zen-Meiser, wenn er einen Hund hat?
Im neuen Buch von Dirk Grosser geht es, in alphabetischer Reihenfolge um: Alltagsspiritualität, Anfängergeist, Bobba (das ist der Hund), Erleuchtung, Hund-Sein, Hunger (echten und eingebildeten), Irrtümern, Meditation, Mensch-Sein, spirituelle Lehren und Leeren, Sinnkrisen, Wahrheitssuche, Weisheit und Zen – um nur einige Themen zu nennen.
Es geht darum, von Hunden zu lernen, wie erleuchtetes Leben gehen könnte – oder jedenfalls, wie es ist, wenn die Beantwortung spiritueller Fragen nicht zwischen Buchdeckeln großer Meister, sondern unter Hundepfoten liegt.
Was sich hier unverständlich bis fragwürdig anhört, ist im Buch meisterhaft leicht und kurzweilig vermittelt: Dirk Grosser erzählt von seiner spirituellen Suche, von allerlei Dogmen, vor allem in Zen, den er gut kennt und davon, wie sich die dort unter Mühen errungene Weisheit bei einem alltäglichen Hundespaziergang unmittelbar erleben lässt.
Das Besondere:
Das Buch ist meisterlich – denn es gelingt Dirk Grosser rundherum, die sensationell gut ausgewählten Zitate wirklich großer Meister (zitiert sind echte A-Promis der spirituellen Szene der letzten zwei Jahrtausende) so treffend mit den hündischen Alltagserlebnissen zu verknüpfen, dass die geneigte LeserIn nicht nur zum Schmunzeln oder auch Lachen kommt, sondern womöglich auch ins (spirituelle) Nachdenken. Die ganze Absurdität unserer ebenso verzweifelten wie anstrengenden Bemühungen, sekundenweise ganz im Jetzt zu sein, indem wir bewegungslos auf Kissen verharrren und ernst in die Leere gucken, konterkarikiert Bobba, indem sie sich einfach aufs Kissen fallen lässt, herzhaft gähnt, pupst und, ganz im Jetzt, schlicht schläft.
Besonders ist auch, dass Dirk Grosser sich traut, die unmittelbare Wahrheit/Weisheit von Hund Bobba mit der großer spiritueller Lehrer auf eine Stufe zu stellen – und daraus durchaus ernsthaft abzuleiten, das Leben mit Hund Bobba könne zu ähnlichen Aufwach-Ergebnissen führen wie die Arbeit mit einem Lehrer. Puuuh, das ist starker Tobak, zum Glück bleibt Grosser meist dabei, die Wahrheiten als seine eigenen, vorläufigen zu postulieren. Dass er viel Erfahrung mit beiden „Schülerschaften“ hat, macht das Buch besonders lesenswert – hier schreibt einer, der Zen-Kissen nicht von der Beschreibung, sondern vom langen Draufsitzen kennt.
Empfehlenswert, weil...
es sich weder um ein witziges Hundebuch noch um ein weiteres Erleuchtungsanleitungsbuch handelt, sondern um eine ganz eigene Gattung, auf die am ehesten die Bezeichnung „Entspannungslektüre für ernsthaft Meditierende mit Hundeaffinität“ zutrifft. Das Buch ist lustig und tiefgründig (was oft gut zusammen passt, weil Wahrheit immer auch absurd komisch ist), sehr unterhaltsam, flüssig geschrieben, alltagstauglich und Herzgeist-bildend, mit anderen Worten: ein kleines, unscheinbar daherkommendes Meisterwerk (die sensationellen Zeichnungen von Frank Schulz tragen dazu ihren guten Teil bei). Die Hundegeschichten sind einfach umwerfend gut, die Aufwach-Erläuterungen mutig-klug, der Humor überbordend - die Mischung hervorragend.
Empfehlenswert für...
Erleuchtung suchende Hundebesitzer, Hund- und Zen-Affine, Hundebesitzer mit Meditationserfahrung, Zen-Meditierende ohne Hund (sie werden sich dann schnell einen anschaffen), Esoterik-Affine mit oder ohne Hund, SinnsucherInnen mit Hunde-Humor.
Big Points:
Die Mischung macht’s: Wort, Bild, Inhalt, Zitate, Literaturempfehlungen: alles 1a und durch und durch empfehlenswert. Bobba gehört gekauft, gelesen, verschenkt und empfohlen.
Dirk Grosser, Der Buddha auf vier Pfoten
Wer braucht schon einen Zen-Meister, wenn er einen Hund hat
Kailash-Verlag
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