Der Einfluss des Mondes

Neue Studien belegen Macht des Mondes

9. Juli 2021 von Martina Seifert

Hat der Mond Einfluss auf uns? Für die einen ist es eine unbestreitbare Tatsache, während andere eine mögliche Wirkung des Mondes auf den Menschen rigoros abstreiten. Neue Studien belegen jedoch, dass uns der Mond tatsächlich beeinflussen kann.

Mond und Erde

Außer Zweifel steht, dass der Mond auf die Erde einwirkt. Mond und Erde ziehen einander an. Diese Anziehungskraft bewirkt Ebbe und Flut, allerdings nur bei großen Ozeanen, während bei einem See kein Effekt zu bemerken ist. Der Mond stabilisiert das Klima unseres Planeten – und war eventuell mit verantwortlich für die Entstehung des Lebens auf der Erde. Und wie sieht es bei uns Menschen aus? Die Gravitation, sprich das Gewicht des Menschen, ändert sich zwischen Voll- und Neumond so gut wie gar nicht. Lediglich rund 0,000035 Prozent Unterschied sind messbar. Übt der Mond dennoch Einfluss auf uns Menschen aus?

Studien belegen Einfluss des Mondes

Viele behaupten, sie könnten bei Vollmond schlechter einschlafen, würden unruhiger schlafen und immer wieder aufwachen. Eine neue wissenschaftliche Studie der Universität Washington belegt jetzt, dass der Mond tatsächlich Einfluss auf unser Schlafmuster nehmen kann (Science Advances, 2021; doi: 10.1126/sciadv.abe0465).

Der Mond und der menschliche Schlaf

Wissenschaftler*innen rund um den Biologen Leandro Casiraghi von der Universität Washington führten mit 98 indigenen Einwohner*innen drei argentinischer Dörfer, die über keinen, wenig oder durchgängigen Zugang zu Strom verfügen, eine Studie durch. Sämtliche Proband*innen wurden am Handgelenk mit Schlafsensoren ausgestattet. Ihre Schlafdaten wurden ergänzt durch die Daten von 464 US-amerikanischen Student*innen aus der Großstadt Seattle.

Kürzerer Schlaf

Wie die Studie zeigt, legten sich die Proband*innen in den drei bis fünf Tagen vor Vollmond nicht nur später schlafen, sondern schliefen auch weniger. Allerdings war der beobachtete Effekt an Orten mit regelmäßiger Elektrizität nicht so stark ausgeprägt. So schliefen Menschen ohne Zugang zu Licht in den Vollmondnächten ca. 25 Minuten, bei eingeschränkter Elektrizität ca. 20 Minuten und bei vollem Zugang zu Strom ca. 10 Minuten weniger als in den übrigen weniger hellen Nächten.

Zum Hintergrund: Vor der Entdeckung des künstlichen Lichts, das unseren Tag verlängert, nutzten die Menschen neben dem Sonnenlicht das Licht des Vollmondes für ihre Aktivitäten. So werden auch laut der Berichte der indigenen Teilnehmer*innen die vom Mond erhellten Nächte für zahlreiche soziale Tätigkeiten wahrgenommen. Die Älteren erinnerten sich zudem, dass in früheren Zeiten in mondhellen Nächten besonders oft gejagt oder gefischt wurde. Es sei möglich, heißt es dazu in der Studie, dass der Vollmond die Menschen nachts aktiver werden lasse, sodass sich die Schlafunterschiede in Ortschaften mit weniger Zugang zu Elektrizität verstärkten. Künstliches Licht könne einen ähnlichen Effekt haben wie das Licht des Mondes, da dieses ebenfalls die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin störe.

Weil die Proband*innen beider Gruppen in den Vollmondnächten kürzer schliefen, folgern die Wissenschaftler, dass der menschliche Schlaf unabhängig von ethnischen oder soziokulturellen Hintergründen und vom Grad der Urbanisierung mit den Mondphasen gleich läuft. Dennoch könne die Studie keine direkten Kausalitäten aufzeigen, auch wenn die Synchronisation von Schlaf und Mondzyklus sicher kein reiner Zufall sei.

Gravitationskraft des Mondes

Es bleibt die Frage, warum auch der Schlaf von Großstädter*innen mit dem Mond synchronisiert ist, überstrahlt das elektrische Licht doch das des Vollmondes bei weitem. Casiraghi und sein Team nehmen an, dass eventuell auch die Gravitation für das Phänomen der Synchronisation von Schlaf und Mondphase mit verantwortlich sein könne. Die Gravitationskraft des Mondes ist sowohl bei Vollmond als auch bei Neumond am stärksten. Die Beobachtung, dass die auf dem Land lebenden Toba Indianer in Argentinien nicht nur kurz vor Vollmond, sondern auch um Neumond später einschliefen und früher erwachten, bestätigt diese Vermutung.

Bereits 2013 zeigte eine Studie rund um den Schlafforscher Christian Cajochen, dass der Schlafrhythmus des Menschen mit den Mondphasen synchronisiert ist. Doch um die tatsächlich entscheidenden Faktoren zu erkennen, die auf den Menschen einwirken, und Kausalitäten belegen, bedarf es laut Leandro Casiraghi weiterer Forschungsarbeit.

Der Mond und sein Einfluss auf den Menstruationszyklus

Forscher*innen der Universität Würzburg prüften unter der Leitung der Zoologin, Neurobiologin und Professorin der Universität Würzburg, Charlotte Helfrich-Förster, ob der Mond auch den Menstruationszyklus von Frauen beeinflusse. Für die Studie (Sciences Advances, 27. Januar 2021. DOI: 10.1126/sciadv.abe1358) wurde der Zyklus von 22 Frauen in einem Zeitraum von rund 15 Jahren ausgewertet und mit den Mondzyklen zusammengeführt. Der Mondzyklus setzt sich laut Studienleitung zusammen aus dem Wechsel zwischen Voll- und Neumond sowie der Position des Mondes zum Äquator bei Umrundung der Erde (auf- und absteigender Mond) und der sich verändernden Entfernung des Mondes von der Erde (Apogäum (Erdferne) und Perigäum (Erdnähe)) darstellt. Ausschlaggebend sei das nächtliche Mondlicht.

Laut Studie nimmt die Synchronizität sowohl mit zunehmendem Alter als auch bei künstlichem Licht ab. Bei Frauen unter 35 Jahren trat die Menstruation im Durchschnitt in knapp einem Viertel des erfassten Zeitraums synchron mit dem Voll- oder Neumond auf, bei Frauen über 35 Jahren nur noch etwa in einem Zehntel der Zeit (vgl. hierzu: "Im Gleichtakt des Mondes"; Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 27.01.2021).

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