Bambusakrobaten

Du auf mich, ich auf dich

Sedaka Sutta - die Lehre des Bambusakrobaten:
Zu einer Zeit weilte der Erhabene im Lande der Sumbher in einem Städtchen der Sumbher namens Sedakam. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche (und vermutlich auch an die Nonnen - Anmerk. DaiHiDo):

„Einstmals, gab es einen Bambusakrobaten. Der richtete den Bambus auf und sprach zu seiner Gehilfin Medakathalikā: ‚Komm, liebe Medakathalikā, erklimme den Bambus und stelle dich auf meine Schultern‘. ‚Ja, Meister‘, erwiderte die Gehilfin Medakathalikā, erklomm den Bambus und stellte sich auf die Schultern des Meisters.

Da sprach, der Bambusakrobat zu seiner Gehilfin: ‚Du Liebe, achte auf mich, und ich werde auf dich achten. Wenn so jeweils einer den anderen bewacht, einer auf den anderen achtet, dann werden wir unsere Kunst zeigen, etwas verdienen und wohlbehalten vom Bambus heruntersteigen.

Auf diese Worte erwiderte Medakathalikā, dem Meister:

„So wird nichts daraus, Meister! Achte du auf dich selber, und ich werde auf mich achten. So werden wir, wenn jeder sich selber bewacht, und auf sich selber achtet, unsere Kunst zeigen, etwas verdienen und wohlbehalten vom Bambus heruntersteigen‘.

Die rechte Vorgehensweise, sprach der Erhabene, ist folgende: „Wie Medakathalikā, dem Meister gesagt hat: ‚Ich werde auf mich achten‘, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit (satipatthāna), zu pflegen: ‚Auf den anderen werde ich achten, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen. Auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber.

Und wie achtet man, auf sich selber achtend, auf den anderen? Durch Pflege, durch Entfaltung, durch häufiges Tun. So, achte man, auf sich selber achtend, auf den anderen.

Und wie achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber? Durch Geduld, durch Gewaltlosigkeit, durch Liebe, durch Teilnahme. So, achtet man, auf den anderen achtend, auf sich selber.

‚Ich werde auf mich achten‘, so sind, die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. ‚Ich werde auf die andern achten‘, so sind die Pfeiler der Achtsamkeit zu pflegen. Auf sich selber achtend, achtet man auf die anderen, auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber“.

Wenn wir also in diesen Tagen Achtsamkeit üben in der Meditation oder in unserem Alltag, so können wir dies tun, indem wir pfleglich mit uns umgehen und unsere selbst Fürsorge entfalten. Achtsamkeit entwickelt sich durch häufiges Tun.

Wenn wir nun auf andere sehen, gerade in diesen Tagen, und entdecken, dass nicht alle so geschmeidig durch die Krise segeln wie wir , so können wir unsere Achtsamkeit entwickeln, indem wir uns zusätzlich in Geduld, in Gewaltlosigkeit, in Liebe und Empathie üben.

Zen ist eine am Tun und an der Gegenwart ausgerichtete Übung in Liebe und dass es Liebe ist, merkt immer nur der andere.

Viele Menschen fühlen sich in diesen Tagen einsam, unruhig und verlassen. Darum bitte ich euch, euch während der Meditation der Verbundenheit mit allen Wesen zu öffnen und nach der Meditation zu überlegen, was ihr für andere tun könnt. Ganz besonders spannend und inspirierend fand ich einen Text von Matthias Horx: „Die Welt nach Corona“, in dem er dazu aufruft, sich jetzt Gedanken darüber zu machen, wie die Welt nach dieser Krise aussieht und zwar aus der gedachten Perspektive, als wären wir schon da. Unbedingt sollten wir dabei darauf achten, dass unsere positiven Visionen bei den Überlegungen im Vordergrund und auch im Hintergrund stehen. Also hier ein Beispiel: Wie haben wir es hinbekommen, dass die positiven Auswirkungen der Krise auf das Klima auch noch nach der Krise Bestand haben u.s.w.?

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