Eine Anstiftung zur Faulheit? Weit gefehlt!
Buchbesprechung: Hört auf zu arbeiten!
Der Titel ist genial!
Das Buch in jedem Fall lesenswert, enthält es doch vor allem eine Riesen-Protion Mutmachendes, sich nicht immer weiter mit dem zu arrangieren, was so auslaugend und erschöpfend ist (nicht nur) im Arbeitsleben.
Die Frage ist nur: Wer soll es lesen, besser noch: Wer soll und kann und wird sich angestiftet fühlen von diesen beiden so richtig erfolgreichen Menschen, die (fast) nur noch "Bedeutsames" tun und viele Lebensgeschichten von ebenfalls so richtig Erfolgreichen erzählen?
Da kommt beim Lesen ganz leicht der Gedanke auf: "Ja, die können es sich leisten, aber das hat ja mit mir und meiner Situation leider gar nichts zu tun."
Falsch! Ganz falsch!
Alle, die Arbeit haben und alle, die Arbeit suchen und die einfach keine Lust mehr haben, einen großen Teil Ihres Erwachsenenlebens im Trott zu verbringen, sollten es lesen, denn den Autoren gelingt (leider erst sehr weit hinten) ein wirkliches Kunststück. Sie richten ihren Blick nicht auf die konkrete Arbeitssituation, die ja häufig zumindest nicht kurzfristig änderbar ist, sondern auf die Haltung, mit dem diese konkrete Arbeit getan wird. Da tauchen im Wirtschaftszusammenhang eher selten benutzte Begriffe wie Resonanz und Bedeutsamkeit auf und die Frage: Wie kannst Du das, was Du tun musst, so tun, dass es für Dich und Deine Umwelt von Bedeutung ist?
Und das ist eine gute Frage, an der sich jeder Mensch, der denn anders leben und arbeiten will als er oder sie es bisher tut, entlang hangeln kann.
Voraussetzung: Sich zu trauen zu zweifeln - und sich zu trauen zu träumen.
Mehr muss nicht sein, um das Buch mit viel Gewinn zu lesen - auch wenn es Ideen von Erfolgreichen für Erfolgreiche zu sein scheint - es lohnt sich. Allein der Gedanke "gute Arbeit", die mich ernährt und auch Spaß macht, könnte nicht wirklich nährend sein, ist hochspannend. Was fehlt „guter Arbeit“ denn bloß?
Die AutorinnInnen nennen Bedeutsamkeit als wesentliche Zutat zu erfüllender Arbeit – und dabei geht es erstens um die Frage, für wie bedeutsam ich selbst das halte, was ich tue. Und zweitens geht es auch darum, inwieweit mein Tun bedeutsam für die Allgemeinheit sein könnte. Dabei ist Bedeutsames nicht gleichzusetzen mit „Weltrettung“ oder „Gutmenschtum“. Bedeutsamkeit gibt jedem Tun einen Wert, gibt auch den einfachsten Verrichtungen Sinn, denn auch diese müssen getan werden. Wer will schon sagen, ob Delphine zu retten wichtiger ist, als die Regenrinne vom Laub zu befreien? Diese Gedanken haben es verdient, gedacht (und geteilt) zu werden – und dazu muss mensch das Buch lesen.
Bitte nicht abschrecken lassen davon, dass es viel um Management-Jobs und FreiberuflerInnen zu gehen scheint – alle Inhalte sind ebenso gültig für BuchhändlerInnen, BäckerInnen, Bankbeamte, LehrerInnen und natürlich Chefs jeder Art.
Anja Förster und Peter Kreuz
Hört auf zu arbeiten
Pantheon Verlag
€ 14.99
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