Eine Wanderrobe aus dem Stoff der Großzügigkeit

Good News: Spiritualität

Als erstes machte ich mich auf die Suche nach einem Schneider/ Schneiderin, die überhaupt eine Buddhistische Wanderrobe nähen könnte, und das erwies sich schon mal als schwierig.

Noch dazu hatte ich kein Schnittmuster. Dort wo ich fragte, konnte keiner so etwas ohne Schnittmuster nähen, und sie waren erst recht nicht bereit, mir diesen Aufwand auch noch als Dana zu geben. Es wurde mir gesagt, dass es sogar extra teuer sei, da kein Schnittmuster vorhanden wäre. Auch in den Stoffgeschäften bekam ich keine Stoffe geschenkt.

Einerseits fühlte sich das Ganze in Momenten recht aussichtslos an, und andererseits hatte ich wenn ich Absagen bekam immer wieder das Gefühl, dass es trotzdem einen Weg geben wird, jedoch anders als ich es mir vorstellen würde. Ich beschloss nach einer Weile, die Idee„ in Geschäften geschenkte Stoffe von einem großzügigen Schneider als Robe genäht zu bekommen“ loszulassen, und öffnete mich für eine andere Möglichkeit.

Ich bat verschiedene Leute um Geld, um mir davon die Stoffe für meine Robe kaufen zu können, und hatte im Nu das Geld beisammen. Eine Freundin, die ich um Geld gebeten hatte, gab mir die Telefonnummer von einer ihrer Freundinnen, Dorothea B. Nolting, einer Bielefelder Künstlerin die wundervolle Kunstwerke webt und malt. Und so rief ich sie an, erzählte ihr von meinem Anliegen und sie war sofort begeistert. Sie sagte mir, dass sie zwar noch nie so etwas genäht hätte, aber sehr neugierig sei und es gerne machen würde. Das war ein schönes Gefühl für mich, dass jemand einfach zusagte und auch noch begeistert von der Idee war.
Roger ShoShin borgte mir seine Wanderrobe damit ich ein Muster hatte, Marion GenRai schickte mir die Maße von ihrer Robe, damit ich einen Anhaltspunkt hatte, ich kaufte die Stoffe von dem erbetenen Geld und fuhr zu Dorothea. Inzwischen hatte sie sich eine DVD angesehen von einem Mönch in einem Japanischen Kloster, der dort die Roben näht, und war ganz begeistert. Innerhalb weniger Wochen hatte sie diese aufwendige, vierteilige Robe ohne Schnittmuster genäht – auf einer alten Nähmaschine die von ihrer Mutter stammt und gekurbelt wird.

Immer wieder fuhr ich hin zum Anpassen und Abmessen, wir tranken Tee und hatten sehr intensive und bereichernde Gespräche über das Leben und uns selbst. Dorothea ist seit vielen Jahren Sufi-Schülerin, und für mich war es schön, mich mal mit jemandem aus einer anderen spirituellen Tradition auszutauschen dem es nicht fremd ist, sich auf einen spirituellen Lehrer/Lehrerin einzulassen.
Als ich die fertige Wanderrobe zum ersten mal komplett anzog, konnte ich es kaum glauben, dass diese Idee nun tatsächlich umgesetzt war: Aus der Großzügigkeit, Offenheit und Begeisterung verschiedener Menschen ist meine Wanderrobe gewebt, und wenn ich sie trage, fühle ich mich mit all diesen Menschen verbunden und erinnere mich an die schönen Stunden, die ich im Atellier mit Dorothea verbracht habe.

Vielen Dank an Sonja Myoki Sterner für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Artikels.