Gender Gap?

Ich geh´mit mir durch dick und dünn

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21. Februar 2020 von Feministisches FrauenGesundheits

Klassische Geschlechterrollen sind in mehrfacher Hinsicht ein Risikofaktor für die psychische Gesundheit. Denn sie führen zu ungleich verteilter und unbezahlter Sorgearbeit (Gender Care Gap). Dieser wiederrum verstärkt die Einkommenslücke - den Gender Pay Gap.

Ein reichhaltiger Nährboden also für sexistische Grenzverletzungen jeglicher Art und sexualisierte Gewalterfahrungen. Diese Angriffe auf die eigene Unversehrtheit können die Gesundheit, das Selbsterleben stark erschüttern. Auch Erschöpfung, eine zu starke Orientierung an die Wünsche anderer, die eignen Bedürfnisse nicht ernst nehmen, eine stärkere Betroffenheit von Armut, Existenzängste gehören dazu. Wir sollten nicht den Fehler begehen, diese Folgen automatisch als psychische Erkrankung zu etikettieren. Um den geschlechtsbezogenen Verzerrungseffekten, den Gender Bias, nicht auf den Leim zu gehen, dürfen wir aus Beschwerden nicht vorschnell eine Erkrankung machen. Ebenso wenig ist ein krisenhafter Zustand automatisch eine psychische Erkrankung. Vielmehr sollten wir uns die Frage stellen – Wie geht es mir? Was tut mir gut? Auf was deuten bestimmte Beschwerden hin? Was ging ihnen voraus? Welche Veränderungen sind wichtig zur Stärkung meiner Gesundheit? Aus welchen krankmachenden Strukturen möchte ich mich befreien?

Eine gute Selbstbeziehung stärkt die Gesundheit: sich selbst achtsam wahrzunehmen, die eigenen Grenzen zu respektieren und dafür einzustehen, ebenso sich den eigenen Ressourcen zuzuwenden und sich stärker danach auszurichten.

Ein freundlicher Blick sieht zwischen „Krankheit“ und „gesunden Leidenszuständen“ einen fleißenden Übergang. Letztere gehören zu unserem Menschsein unweigerlich dazu (Trennung, Krankheit, Tod usw.) und es ist unmenschlich, sie als Krankheit zu labeln. Die Angebote des FFGZ wollen Inputs, Austausch und Übungen zu einem selbstbestimmten Umgang mit Gesundheit empowern: welche Frühwarnzeichen möchte ich ernst nehmen? Was ist wichtig für mich? und welche Unterstützung brauche ich, um diesen Weg einzuschlagen?

Rike Schulz

Ein Artikel von
Feministisches FrauenGesundheitsZentrum e.V