Heilpflanze des Jahres 2021

Meerrettich – Heil- und Stärkungsmittel

14. September 2021 von Martina Seifert

Meerrettich bringt Schärfe in die Küche – und nicht nur dort! Denn das Wurzelgemüse ist ebenso bekannt für seine beachtliche Wirkkraft als Heilpflanze. Eine Jury des NHV Theophrastus hat dem scharfen Gewächs jetzt alle Ehre erwiesen und es zur Heilpflanze des Jahres 2021 gekürt.

Meerrettich – Heilpflanze und Stärkungsmittel

Meerrettich (lat.: Armoracia rusticana), auch Kren, Merch oder Beißwurzel genannt, gehört zur Familie der Kreuzblütler. Beheimatet ist die Heilpflanze in Süd- und Osteuropa. Hierzulande wird die Pflanze bereits seit dem Mittelalter kultiviert. In verwilderter Form lässt sich Meerrettich auch am Wegesrand finden.

Schon der Mythos rund um den Meerrettich erzählt von seinen heilenden Kräften und bei unseren Vorfahren war der Meerrettich als Heil- und Stärkungsmittel äußerst beliebt. Dabei hat das Interesse meist der langen, verdickten Pfahlwurzel des Meerrettichs gegolten. In der Schifffahrt ging Meerrettich früher zur Verhütung der Vitamin-Mangelkrankheit Skorbut mit auf die Reise.

Meerrettich ist reich an Vitamine B1, B2, B6 sowie Vitamin C und enthält wertvolle Mineralien wie Calcium, Eisen, Kalium, Magnesium, Natrium und Phosphor. Antibiotische Substanzen und das ätherische Allyl-Senföl der Wurzel wirken antibakteriell, reinigend und durchblutungsfördernd, sollen bei Stoffwechsel- und Verdauungsproblemen sowie Harnwegsinfektionen helfen und das Immunsystem sowie das Herz-Kreislauf-System stärken.

Seiner großen Heilkraft verdankt das Gewächs die Wahl zur Heilpflanze des Jahres 2021 vom Verein NHV Theophrastus (Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus e. V.). Wie Konrad Jungnickel, erster Vorsitzender des NHV Theophrastus und ausgebildeter Chiropraktiker, Osteopath und Physiotherapeut betont, verfügt Meerrettich über "ein großes und leider bisher zu wenig ausgeschöpftes Potenzial". Wissenschaftliche Studien schreiben der scharfen Wurzel entzündungshemmende Eigenschaften, antivirale Effekte und starke antibakterielle Wirkungen zu, die, so Jungnickel, "vor allem im Hinblick auf die zunehmenden Antibiotikaresistenzen richtungsweisend" seien.

Meerrettich als Heilmittel - Rezepturen

Meerrettich Honig

Mit Meerrettich angereichter Honig ist ein altes Hausmittel, das schleimlösend wirken soll. Bereits Hildegard von Bingen empfahl Meerrettich bei Atemnot und Husten. Dazu werden drei Esslöffel Honig mit einem Esslöffel frisch geriebenem Meerrettich verrührt. Wird dem Gemisch noch eine fein gehackte Zwiebel beigemengt, soll die heilsame Wirkung zunehmen. Anschließend werden einige Esslöffel Wasser untergerührt und die Mixtur kurz erhitzt. Sobald die Mischung abgekühlt ist, kann sie über den Tag verteilt eingenommen werden.

Meerrettich-Auflage

Bei Ischias-Beschwerden, Rheuma, Nackenschmerzen oder Kopfschmerzen soll eine Meerrettich-Auflage Wunder wirken. Dazu werden ca. 10 cm der Meerrettich-Wurzel fein gerieben und mit wenig Wasser verrührt bis ein Brei entsteht. Dieser wird auf ein Baumwolltuch gegeben und auf die schmerzende Körperstelle gelegt.

Meerrettich-Tee und -Milch

Um Meerrettich-Tee zuzubereiten, übergießt man einen Esslöffel geriebenen Meerrettich mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt den Tee fünf Minuten ziehen. Der Tee eignet sich bei Fieber, Grippe und Harnwegsinfekten. Drei bis vier Tassen pro Tagen sollen bereits für Linderung sorgen. Um einen trägen Darm wieder Schwung zu verleihen, wird eine dreiwöchige Kur mit geriebenem Meerrettich empfohlen, der, in ein Glas warme Milch gerührt, abends getrunken wird.

Meerrettich auf der Speisekarte

Die Meerrettich-Wurzel ist aber nicht nur für ihre Heilkräfte bekannt, sondern verfeinert auch Gemüse, Suppen, Soßen sowie Fleisch- und Fischgerichte, und die Blüten und Blätter der Pflanze eigen sich wunderbar für Salate oder auf Brot. Laut Jungnickel empfiehlt es sich, insbesondere in der kalten Jahreszeit die Speisekarte täglich mit Meerrettich anzureichern. Eine Grundregel lautet dabei: Meerrettich unterstützt unsere Gesundheit besonders in den Monaten, deren Namen ein "r" enthält.

Apfel Meerrettich Aufstrich

Genießen Sie die gesunde Schärfe des Meerrettich mit einem einfachen Rezept, dem Apfel Meerrettich Aufstrich. Der Aufstrich lässt sich in nur wenigen Minuten zubereiten. Für zwei Portionen benötigen Sie rund 200 g frischen Meerrettich sowie rund 200 g Äpfel. Nachdem Wurzel und Früchte geschält und gerieben wurden, werden diese in einer Schüssel vermengt und abgeschmeckt. Sie können den Aufstrich je nach Wunsch schärfer oder weniger scharf zubereiten, indem sie das Verhältnis von Meerrettich und Äpfeln entsprechend verändern. Je nach Reibe, kann der Apfel Meerrettich Aufstrich auch als Soße oder Dipp verwendet werden.

Meerrettich im eigenen Gemüsegarten

Meerrettich ist sehr robust und hält frostigen Temperaturen von bis zu -50 °C stand. Die oberirdischen Teile der Pflanze trocknen im Winter ein. Die Wurzel treibt aber im kommenden Frühling wieder aus. Da Meerrettich nur sehr wenige Samen ausbildet, wird die Pflanze über die Seitenwurzeln, auch Fechser genannt, vervielfältigt.

Am wohlsten fühlt sich das scharfe Gewächs an einem hellen Standort. Der Boden sollte locker sein, wie beispielsweise lehmiger Sandboden oder Löss, sodass sich die Wurzel voll entwickeln kann. Zu salziger Boden eignet sich nicht für die salzempfindliche Pflanze.

Zur herbstlichen Ernte werden die Seitentriebe der Pfahlwurzel abgetrennt und eingemietet. Ende März können diese in den Boden verpflanzt werden. Nach ungefähr einem Monat treiben die Seitenwurzeln aus. Meerrettich benötigt konstante Feuchtigkeit im Boden und sollte bereits im Herbst über die Einarbeitung organischer Materialien wie Mist oder Kompost mit ausreichend Nährstoffen versorgt werden.

Die Wurzeln sollten erst geerntet werden, wenn im Herbst das Laub zu welken beginnt. Dank ausgeprägter Robustheit kann Meerrettich bis zum nächsten Frühling eingelagert werden. Die optimale Temperatur liegt zwischen -2 und -5 °C. Allerdings verliert die Pflanze bei längerer Lagerung an Schärfe und Geschmack.

Volksglaube

Früher glaubten die Menschen, dass Meerrettich das Portemonnaie fülle, und legten eine kleine Scheibe der Wurzel in ihren Geldbeutel. Auch wurde der Heilpflanze eine fiebersenkende Wirkung nachgesagt, sodass Kranke ein Wurzelstück als Halskette trugen. Träume von Meerrettich bedeuteten Glück und stellten freundliche Beziehungen mit Menschen in Aussicht. Zum Osterfest empfing der Meerrettich zusammen mit anderen Lebensmitteln in einigen katholischen Gebieten die Weihe in der Kirche. In Südamerika rieben sich Menschen Meerrettich auf die Stirn, um ihre Kopfschmerzen zu lindern. Und nicht zuletzt wird dem scharfen Gewächs eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt, getreu der Redewendung: "Was scharf ist, macht auch scharf!"

Weitere Informationen und Wissenswertes rund um Meerrettich finden Sie auf der Webseite des Vereins NHV Theophrastus. In Kürze wird der Verein auch eine Broschüre zur Heilpflanze 2021 auf der Webseite veröffentlichen.

Ein Artikel von
Freie Autorin, Text, Lektorat