Planetary Health Diet

Wie nachhaltiges Abnehmen geht

3. Februar 2024 von Conny Dollbaum-Paulsen

Sex sells? Kann sein, aber zumindest in Deutschland lässt sich mit dem Stichwort „abnehmen“ vermutlich noch sehr viel mehr Geld verdienen. Während es zur Suchanfrage „guter Sex“ gut 18 Millionen Google-Antworten gibt, sind es für „schnell abnehmen“ mehr als vier Mal so viele, nämlich fast 70 Millionen...

Apotheken verkaufen Diätmittel am laufenden Band, Menschen essen nach wie vor tonnenweise fettreduziertes Superfood, obwohl doch mittlerweile gut erforscht ist, dass die künstlich kalorien- und fettreduzierten Lebensmittel eigentlich Industrieprodukte sind und nicht das, was unsere Körper benötigen, um sich wohl zu fühlen. Diäten sind also ein richtig großes Thema – und weil es dabei meist nicht nur darum geht, weniger zu essen, sondern um sehr spezielle Ernährungsweisen, ist das nicht nur für die Menschen, sondern auch fürs Klima relevant. Hier soll es also darum gehen, Gesundheit und Klima unter einen Hut zu nehmen.

Sind Diäten eigentlich nachhaltig?

Eher nicht...nachhaltig hat in diesem Zusammenhang eine doppelte Bedeutung: nachhaltig Abzunehmen heißt, keinen JoJo-Effekt zu erzielen, sondern eine Ernährungsweise zu finden, die nicht nur über ein paar Wochen angewendet wird, sondern die gut zum persönlichen Lebensstil passt. Damit es ganz normal wird, so zu essen. Ohne Diät.

Nachhaltigkeit bezogen aufs Klima ist eine ganz andere Frage – und auch nicht. Dabei geht es um den großen Körper unserer wunderbaren Erde, der eben auch gerne so behandelt wird, dass es keine JoJo-Effekte geben muss. Heißt konkret: Menschen sollten möglichst Lebensmittel essen, die ökologisch und fair angebaut und produziert werden. Und um die Ecke. Also weniger Industrie-Produkte, zu denen mittlerweile ganz sicher auch Tomaten und Blaubeeren aus Spanien im Winter gehören, gaz abgesehen von Burgern und veganen Kunstprodukten, die unter sehr viel Energieaufwand hergestellt und mit viel Plastik drumherum verkauft werden.

Nachhaltige Ernährungsweisen, die Diäten ersetzen könnten, müssten also verschiedene Aspekte bedienen:

  • alltagstauglich: nicht zu krass, nicht zu einseitig

  • sozial verträglich: keine teuren und exotischen Superfood- und Lifestyle-Produkte

  • ökologisch: möglichst bio, auf jeden Fall ökologisch produziert

  • regional & saisonal: keine Himbeeren im Winter, kein Superfood aus Asien

  • einfach und lecker: wenige Zutaten gut kombiniert

Alles nicht neu, alles oft nicht leicht umzusetzen, oder?

Das Bundeszentrum für Ernährung: Eine echte Entdeckung

Die Recherche zu diesem Artikel führte zu einer Institution, die wahrscheinlich den wenigsten Menschen bekannt ist – es gibt tatsächlich ein Bundeszentrum für Ernährung, kurz: BZFE. Wer die Website besucht, wird erstaunt feststellen, wie umfangreich die Infos dort sind – neben sehr vielen Artikel zu Ernährung finden sich spannende Inhalte zu Foodsharing, Ökolandbau oder Lebensmittelverschwendung, um nur einige Beispiele zu nennen.

Planetery Health Diet

Vor allem aber gibt es eine Fülle von Infos dazu, wie eine Ernährung aussehen müsste, die Mensch und Planet gleichermaßen gut bekommen würde. Darum geht es ja offenbar sehr vielen Menschen: sich so zu ernähren, dass sie nicht immer mehr an Gewicht zulegen. Überall anzutreffen, sehr modern und auch abnehmtechnisch wirksam sind leider verschiedene Formen von Low-Carb-Eating – dabei werden Getreideprodukte aller Art reduziert bis weggelassen zugunsten diverser Eiweiß-Träger und sehr viel frischem Obst. Empfohlen wird mageres Fleisch vom Rind oder Huhn oder magerer Fisch und natürlich Beeren aller Art übers ganze Jahr...was leider so gar nicht nachhaltig ist. Brot zu essen oder Nudeln ist dabei ziemlich bis ganz verboten, was eigentlich gar nicht nötig ist, denn Getreide ist laut vielfacher Forschung keinesfalls ungesund, sondern überall auf der Welt Basiskost, als Weizen, Reis,Hirse...

Allerdings essen wir zu viel davon, nicht nur, weil es an jeder Ecke Döner-Brötchen-Pizza-Buden gibt, die wir uns mal eben reinschieben. Daraus abzuleiten, wir sollten Brot und Nudeln ganz weglassen, hat viel mit Weltbild und, moderner formuliert: mit Mindset zu tun. Wenn Hollywood-Schaupielerinnen sich mit Fisch, Fleisch und Mango dünn-hungern, hat das leider fatale Wirkungen. Weltweit.

Wissen macht nachhaltig, Diäten machen häufig dick

Das Bundeszentrum für Ernährung antwortet auf diesen Trend mit großen Mengen von wirklich Wissenswertem. Hier findet der interessierte und Diät-willige Mensch umfangreiche Infos und praktische Tipps, wie eine in jeder Hinsicht nachhaltige Ernährung aussehen kann.

Vermittelt wird die Planetry Health Diet nicht als Non-Plus-Ultra-Wochenplan, überhaupt nicht als Diät im herkömmlichen Sinn. Im Angebot sind Web-Seminare zu verschiedenen Themen wie Zuckerkonsum, pflanzenbasiertem Essen oder, ganz besonders spannend im Diät-Zusammenhang, zum Energiedichte-Prinzip. Das Ganze ist modulhaft aufgebaut, jede:r kann also den eigenen Fragen folgen und nicht einem Dogma. Die Seminare finden online statt, sie sind kostenlos und dauern meist 2 Stunden. Ein Systemcheck hilft, auch technisch weniger versierte User:innen bei der Teilnahme zu unterstützen.

Die Webseite ist sehr umfangreich und mit sehr viel Text gut gefüllt – sie eignet sich nicht zum Mal-eben-Drüberhüpfen, sondern ist eher unterstützend für eine intensivere Beschäftigung mit dem Thema. Weil nachhaltiges Leben sich zum Hüpfen auch nicht eignet, passt das also gut.

Für Berater:innen und Coaches

Der Bedarf an qualifizierten Ernährungsberater:innen ist groß – das Zentrum für Ernährung bildet aus und stellt umfangreiches Material für die Arbeit mit Coachees und Klient:innen zur Verfügung: https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungsberatung/