Tierheilpraktiker*in gesucht?
10 Dinge, an denen du gute THP erkennst
Jeder, dem danach ist, kann sich eine Plakette ans Haus dübeln und sich Tierheilpraktiker nennen. Das Gesetz schränkt lediglich ein, wie groß diese Plakette sein darf (kein Witz).
Und trotzdem gibt es sie – hervorragende, gut ausgebildete, verantwortungsbewusst arbeitende Tierheilpraktiker. Woran du sie erkennst? Los geht´s:
1. Transparenz
Es wird nicht gemauschelt. Egal, ob es um Kosten, Behandlungsablauf, Therapieform oder -dauer geht. Oder wo und wie derjenige ausgebildet wurde. Gehört er einem Berufsverband an? Für dich als Kunde muss das alles einsehbar und verständlich sein. Fairerweise muss man sagen, dass die Dauer einer Therapie in den seltensten Fällen exakt benannt werden kann. Jedoch sollte im persönlichen Gespräch auch genau darauf hingewiesen werden, auch, dass sich die Therapieform im Laufe der Behandlung ändern kann.
Es geht hier nicht darum, dass dir am Anfang alles haarklein aufgelistet wird und der Therapeut sich dadurch auszeichnet, dass er sich bis auf die letzte Silbe an den erstellten Plan hält. Das wird never ever passieren. Kann es gar nicht, denn dafür ist jeder Heilungsverlauf viel zu individuell. Aber es muss für dich immer ersichtlich sein, was dich der Spaß kostet, welche Möglichkeiten dir der Therapeut bietet und die möglichen Behandlungsabläufe sollten dir erklärt werden. Vorher.
Wenn du trotzdem etwas nicht verstehst, frag nach! „Experten“ neigen manchmal dazu, sich etwas verschroben auszudrücken. Wir haben es gelernt „auf schlau“, in den Fachbüchern steht es „auf schlau“, da passiert es schon mal, dass wir, wenn wir mit nichttherapeutisch-tickenden Menschen sprechen, einfach vergessen, den Schalter umzulegen.
2. Art & Dauer der Ausbildung
Es gibt Institute, die bieten die Ausbildung zum THP im Fernstudium an. Ein paar wenige Praxiseinheiten sind eingestreut, meist an zwei oder drei Wochenenden, aber abgesehen davon, konzentrieren sie sich tatsächlich ausschließlich auf per Post versandte Lehrbriefe. Echt jetzt? Und da wundern wir uns, dass die Mehrheit der Tierärzte uns immer noch belächelt?
Präsenzunterricht ist hier das Stichwort. Mit Tieren arbeiten, indem man sich ausschließlich auf schriftliche Berichte stützt? Das funktioniert nicht. Ich muss das Tier sehen, fühlen, riechen. Die Hardliner unter uns schmecken auch manchmal, aber davon gibt es, glaube ich, nicht viele. Aber Spaß beiseite:
Damit ein THP beurteilen kann, was er an deinem Tier sieht, fühlt, riecht oder whatever, muss er das irgendwann vorher mal gelernt haben. Und zwar live und in Farbe. An mehr als nur drei Wochenenden.
Jetzt wirst du zu Recht anmerken, dass du nun wirklich nicht wissen kannst, welche Schule genau welchen Unterricht anbietet. Wenn du dazu aber mehr wissen willst, frag deinen THP einfach mal, wie die Ausbildung abgelaufen ist. Die Guten erzählen gern darüber und haben auch Adressen für dich (z.B. vom Berufsverband), wo du dich, wenn du möchtest, weiter einlesen kannst. Auch was die Dauer, soll heißen, die Stundenanzahl des Unterrichts, betrifft. Diejenigen von uns, die richtig was tun mussten für ihr Zertifikat, erzählen gern, wie die Ausbildung ablief oder nennen dir wenigstens die entsprechende Schule und denVerband, dem er angehört.
3. Der Tierarzt – Freund oder Feind?
Gute THPs stehen total auf Tierärzte. Jedenfalls auf die richtig guten - jede Herde hat ihre schwarzen Schafe. Und an Tierärzten führt für uns Tierheilpraktiker kein Weg vorbei. Jeder Therapeut, der etwas anderes behauptet, redet, sorry, totalen Mist. Es braucht nicht bei jedem Patienten die Unterstützung des Tierarztes, aber bei vielen. Tierheilpraktiker und Tierarzt Hand in Hand arbeitend ist die Idealvorstellung eines guten Therapeuten. Sozusagen Goldstandard.
4. Hausbesuche
Natürlich sind eigene Praxisräume großartig. Ich träume jedenfalls davon, irgendwann welche eröffnen zu können. Aber selbst die Kollegen, die über Räumlichkeiten verfügen, sollten, meiner Meinung nach, wenigstens auf Anfrage, auch Hausbesuche durchführen. Hausbesuche sind ein wichtiger Pfeiler der ganzheitlichen Behandlung und nicht nur für Katzen bedeutet ein Hausbesuch oft deutlich weniger Stress. Ganz abgesehen davon, dass nicht selten erst im heimischen Umfeld des Tieres vieles klarer wird.
5. Beharrlichkeit
Hier wollte ich dir erst was von Geduld erzählen, aber das trifft es nicht ganz. Auch wenn Geduld bestimmt hilfreich ist. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich leider selten welche habe. Bei der Beharrlichkeit aber ist der Unterschied zur Geduld der Biss.
Ein guter THP braucht auf jeden Fall eine gute Portion Terrier-Attitüde.
Kann sein, dass du das als Kunde zuweilen ein bisschen nervig findest, wenn derjenige, z.B. schon bei der Anamnese, immer wieder auf Kleinigkeiten zurückkommt, bei denen sich dir der tiefere Sinn absolut verschließt. Aber genau hier liegt einer der großen Schlüssel. Vor allem bei chronischen Krankheiten oder schulmedizinisch austherapierten Tieren suchen wir oft die Nadel im Heuhaufen. Da kommt man ohne Beharrlichkeit nicht sehr weit.
6. Grenzen kennen
Ein guter Tierheilpraktiker hat gelernt, dass wir sehr viel für dein Tier tun können. Er hat aber auch gelernt, wann wir nichts tun können. Oder wann wir es nicht alleine können. Viele Therapien machen begleitend zur schulmedizinischen Behandlung des Tierarztes, die bei vielen Krankheitsbildern nicht einfach weggelassen werden kann, Sinn. Andere Dinge machen erst Sinn, nachdem vom Tierarzt dieses oder jenes abgeklärt wurde. Ich erlebe manchmal regelrecht Enttäuschung bei Kunden, wenn ich sie erstmal zum Tierarzt schicke. Da ist wohl noch viel Umdenken nötig. Es geht nicht um entweder oder. Wie gesagt, der Goldstandard wäre Hand in Hand.
7. Schwerpunkte von THP
Wer alles anbietet, kann alles ein bisschen, ist aber auf keinem Gebiet wirklich großartig. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich war auch so. Auf meinem ersten Flyer stand alles. Alles, was ich jemals gelernt hatte, habe ich mit drauf gequetscht. Ich wollte schließlich nicht, dass mir ein Kunde durch die Lappen geht. Allerdings muss ich einräumen, dass sich Schwerpunkte oft erst im Laufe der Zeit entwickeln. Die wenigsten von uns starten nach der Ausbildung mit ganz klaren Abgrenzungen. Und es gibt sicher auch, wie früher in der Schule, die Überflieger, die einfach alles draufhaben. Hut ab. Aber ich stehe eher auf Spezialisten. Da kommt wieder die Terrier-Attitüde zum Vorschein. Sich in eine bestimmte Sache zu verbeißen, bis man sie geknackt hat, finde ich qualitativ besser, als ein breites Angebot. Eine Spezialisierung ist kein Nachteil, sondern ein Qualitätsmerkmal.
8. Regelmäßige Fortbildung
Generell sind regelmäßige Fortbildungen ein Muss und werden auch von den meisten Berufsverbänden eingefordert. Ich persönlich finde die Erfahrungen der anderen Kollegen, mit denen man sich dann mal wieder direkt über Therapieabläufe und Methoden austauschen kann, genauso wichtig, wie die Fortbildung selbst, wegen der man eigentlich irgendwo hingefahren ist. In Farbe und bunt sozusagen. Tierheilpraktiker sind nämlich im Alltag meistens leider Einzelkämpfer. Ein guter Tierheilpraktiker nutzt also regelmäßig Fortbildungen zur Horizonterweiterung.
9.Bezieht dich und deinen Alltag in die Wahl der Therapie mit ein
Die beste Therapie nützt nüscht, wenn sie für dich nicht umsetzbar ist. Natürlich gibt es Krankheitsbilder, die zwingend bestimmte Maßnahmen erfordern. In allen anderen Fällen führen aber meistens viele Wege nach Rom. Ein guter THP hat verschiedene Herangehensweisen im Gepäck, denn nicht jeder Halter ist für jede Therapie bereit. Sei es aus Überzeugung, wegen finanzieller Gründe oder weil es sich einfach nicht in den Alltag integrieren lässt.
Beispiel? Ok: Nehmen wir eine junge Familie. Zwei kleine Kinder, beide Eltern berufstätig und sieben Monate alter Welpe. Von mir aus Französische Bulldogge. Der kleine Franzose hat, seit er bei der Familie ist, Probleme mit der Verdauung. Er ist tierärztlich komplett gecheckt, schwere Erkrankungen liegen nicht vor. So.
Gelernt haben wir Tierheilpraktiker: Darmfloracheck mit anschließendem individuellen Aufbau, begleitend Futterumstellung und Immunsystem stärken (grob gesagt). Das kann ich nun auf verschiedenste Arten machen und den Goldstandardweg dafür habe ich auch in der Schublade. Die Frage ist aber: Was davon kann die Familie konsequent umsetzen und was fällt, höchstwahrscheinlich aus Zeitmangel, hinten runter? Also muss angepasst werden. Das ist dann ein schmaler Grat, zwischen der Frage, welche Zugeständnisse man wie in die Therapie einbauen kann, um trotzdem die größtmögliche Besserung für den Patienten hinzubekommen.
10. Sympathie und Vertrauen
Alle neun bis jetzt genannten Dinge sind wichtig und helfen dir, einen guten Tierheilpraktiker zu finden. Das ist allerdings alles hinfällig, wenn du den entsprechenden Therapeuten als Person total doof findest. Wenn dir derjenige nicht sympathisch ist, ist das nicht hilfreich. Tiere nehmen Schwingungen und Stimmungen viel stärker wahr, als die meisten von uns. Da kannst du nix verbergen. Du solltest dich schon mit deiner Wahl wohlfühlen, damit dein Tier sich wohlfühlen kann.
Das nächste ist Vertrauen. Vertrauen zu haben, in jemanden, der mir sympathisch ist, ist viel einfacher, als zu versuchen, jemandem zu vertrauen, den ich unter anderen Umständen nie zu mir nach Hause einladen würde. Außerdem stehen manchmal Dinge im Therapieplan, die du selbst vielleicht noch nett als unkonventionell bezeichnen würdest, dein nicht in den Prozess involviertes Umfeld aber womöglich schon als total spooky wahrnimmt.
Gegenwind und Sprüche gibt es immer ungefragt gratis dazu.
Sympathie und Vertrauen deinem THP gegenüber, sollten also auf jeden Fall vorhanden sein. Sonst wird es für dich schwer, dich mit positiver Energie am Prozess zu beteiligen.
Am Ende ist es deine Entscheidung. Ha, das ist sie wieder! Die eigene Entscheidung. Die gut informierte, eigenverantwortliche Entscheidung. Um die kommst du nicht drum rum, weil du nun mal du bist. Nicht dein Nachbar, nicht dein Schwager oder sonst wer. Einfach du. Deshalb spielt bei der Wahl des Therapeuten die größte Rolle immer dein Geschmack. Du wirst keine zwei Leutchen finden, die unter den zehn Dingen aus diesem Artikel exakt das gleiche persönliche Ranking erstellen würden. Prioritäten setzt letztendlich jeder anders.
Lass es deinem Tier gut gehen!
Blog von Claudia Barkow
Dieser Artikel erschien erstmalig als Blogbeitrag unter tierheilpraxis-barkow.de/blog - vielen Dank an dieser Stelle, dass Heilnetz den Text veröffentlichen darf.
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