Wissenschaftpodcast: Meine Challenge

Der Podcast-Tipp

Foto: Lizenzfrei von Pixabay
9. Juni 2024 von Conny Dollbaum-Paulsen

Okay, es muss nicht immer eine Challenge sein. Für Daniela Schmidt schon - denn sie stellt sich 14-tägig neuen Herausforderungen, denglisch: Challenges, an deren Gelingen oder Scheitern sie die Hörer:innen via Podcast teilhaben lässt.


Was macht Meine Challenge hörenswert?

Drei Aspekte fallen mir ein: die Themen, die Moderatorin, der Kontext.

Die Themen: Zeitgemäß!

Daniela Schmidt ist eine junge Wissenschaftsjournalistin, die wach in die Welt guckt und da allerhand sieht, was sie erstaunt. Also fragt sie nach und macht daraus...eine Challenge. Die Themen bewegen sich irgendwo zwischen Psychologie, Gesundheit, Lifestyle, etwas Politik und Ökologie mit Zwischentönen und Grauzonen sowie fließenden Übergängen. Ob Hass, Halbmarathon laufen, Fasten, Langeweile aushalten, Vorurteile oder Klimaangst – die Themen sind modern und nehmen Fragen auf, die viele von uns haben. Es gibt kaum eine Episode von insgesamt 121 an der Zahl, die so exotisch oder nischenmäßig wären, als dass nicht fast jeder Mensch damit was anfangen könnte

Die Moderatorin: Authentisch. Kompetent. Humorvoll.

Daniela Schmidt macht sich selbst ja irgendwie zum Thema, weil sie aus jeder Frage eine Challenge und, damit verbunden, einen Selbstversuch macht – damit das authentisch rüberkommt, nimmt sie die Hörer:innen sehr dicht mit ins Private. Als es um das Thema Gewohnheiten ändern geht , sitzen wir mit ihr beim Morgenkaffee und erfahren einiges über ziemlich intime persönliche Unarten; wir sind Teil eines Team-Meetings, als sie versucht, ohne Anglizismen zu sprechen und hören zu, als sie ihre Konzentrations(un)fähigkeit wissenschaftlich testen lässt. Dabei quasselt sie so erfrischend ins Mikro, als wären wir echte Menschen – sind wir ja auch, wenn wir aufmerksam zuhören. Interessant dabei: Daniela Schmidt ist nicht distanzlos, wir müssen uns nicht fremdschämen oder peinlich berührt sein, sondern können (klammheimlich) testen, wie wir denn so einen Challenge angehen würden.

Der Kontext: Öffentlich-rechtlich basiert

Hinter dem Podcast steht der MDR, es handelt sich um einen Wissenschafts-Podcast des öffentlich-rechtlichen Senders. Und das hat, wie alles, Vor- und Nachteile, die Vorteile überwiegen aber ganz klar. Denn: Dani Schmidt erzählt nicht irgendwas, also nervt uns nicht mit ihren persönlichen Meinungen und Überzeugungen; sie greift eine Frage auf, nimmt uns mit in ihre Gedankenwelt dazu UND holt ganz unterschiedliche Expert:innen, häufig Wissenschaftler:innen dazu, die den aktuellen Stand der Forschung so beitragen, dass jeder Mensch sie verstehen und nutzen kann. So wird das Persönliche, das so nahbar macht, durch die Meta-Ebene erweitert – das ist interessant und spannend, zumal die zu Wort kommenden Expert:innen sehr präzise und alltagstauglich antworten, ohne den wissenschaftlichen Hintergrund zu verleugnen. Well done!


Und was ist nicht so toll an Meine Challenge?

Natürlich kann jedes Thema durch eine weitere Ebene bereichert werden, die hier nicht vorkommt: die der Ganzheitsmedizin, die häufig auf Erfahrung, nicht aber auf wissenschaftlicher Forschung basiert. Dann wäre es leider kein öffentlich-rechtliches Produkt mehr. Das wäre schade, weil der Podcast wirklich lohnt.

Es ist ein bisschen wie in der Medizin: wenn ich wissen will, wie meine Beschwerden auf wissenschaftlich heißen, also wie die Diagnose schulmedizinisch lautet, gehe ich zur Ärztin. Wenn ich darüber hinaus einen ganzheitlichen Blick auf alle Seins-Ebenen werfen möchte, gehe ich zu einer ganzheitlichen Behandler:in oder Begleiter:in. Von beiden lasse ich mich in dem begleiten, was sie können und bedaure nicht, dass es so ist wie es ist, Klempner:innen können auch keine Brote backen, oder?

Der Podcast Meine Challenge macht Spaß, ist interessant, inspiriert, ermutigt, bringt zum Lachen, macht nachdenklich und sehr oft gut gelaunt.

Mehr geht kaum, oder?

Auf der Webseite heißt es:

"Kann ich ohne Schlaf überleben? Wie überwinde ich meine Höhenangst? Und wie viel Nazi steckt in mir? Spannende Fragen, aber wer hat schon Lust, all das selbst auszuprobieren? – Kein Problem, denn Reporterin Daniela Schmidt stellt sich alle zwei Wochen einer neuen Herausforderung und nimmt euch mit, wenn Wissenschaft ihr Leben zum Abenteuer macht! Mentorinnen begleiten Daniela bei ihren Selbstversuchen, Forschende erklären ihr die Hintergründe und sie selbst erzählt offen von ihren Erlebnissen"

Der Podcast erscheint 14-tägig und ist über alle Podcast-Channels zu abonnieren.

Daniela Schmidt ist übrigens nicht, wie ich zunächst dachte, die einzige Moderatorin: der Wissenschaftsjournalist Max vor dem Hof setzt sich ähnlichen Herausforderungen aus - sehr interessant ist sein Beitrag zum Thema "Schluss mit Ärger und Wut" inklusive Verlinkung zu einem multi-dimensionalen Wuttest.

Oder direkt auf der Seite des mdr:
https://www.mdr.de/wissen/podcast/challenge/index.html