Zecken

Infos vom Heilpraktiker

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26. Juni 2020 von Rudolf Hege

Der letzte milde Winter kam auch den Zecken zu Gute – es gibt dieses Jahr sehr viele. Was kann man tun – und wie gefährlich sind Zecken eigentlich?

  1. Zecken leben von Blut, das ist ihr Lebenselixier, vor allem für die Weibchen, die viele Eier legen. Während Männchen nur einige Tage Blut saugen, kann das bei den Weibchen einige Wochen dauern. Nach Kontakt zu einem potentiellen Wirt sucht sich die Zecke eine günstige Hautstelle, wo sie gut an die Kapillaren heran kommt. Dann bohrt sie mit ihren Mundwerkzeugen die Haut und die darunter liegenden kleinen Blutgefäße an. Man spürt davon meist nichts, weil die Zecke einen schmerzstillenden Wirkstoff injiziert, um ungestört saugen zu können.
  1. Zecken verfügen über eine spezielles Ortungsorgan – das so genannte Haller-Organ – das in der Lage ist chemische Verbindungen, wie Kohlendioxid, Ammoniak, Milchsäure – und vor allem Buttersäure zu „wittern“. Diese Stoffe geben Warmblüter – also auch wir – beim Atmen und vor allem beim Schwitzen ab.
  1. Manche Zecken, wie der gemeine Holzbock, sitzen auf Gräsern und Büschen – und warten, bis sie von einem potentiellen Wirt gestreift werden, an dem sie sich dann festklammern. Andere Arten gehen aktiv auf die Suche. Inzwischen kommen auch Arten aus Afrika und Asien bei uns vor. Sie sind deutlich größer als die „deutschen Zecken“.

Was man über Zecken wissen sollte

Zecken sitzen (oder jagen) vorwiegend dort, wo gute Chancen auf einen Wirt bestehen. Das sind beispielsweise Wildwechsel. Dort fallen die vollgesaugten Weibchen auf den Boden, legen ihre Eier, aus denen dann die Larven schlüpfen. Diese werden zu Nymphen – und die sind dann bereit für ihre erste Blutmahlzeit. All das passiert in einem engen Umkreis. Also Vorsicht, wenn Sie Wildpfaden durch Wald und Feld folgen. Besonders fatal ist es, wenn man sich dann vielleicht unter einen Baum für ein Nickerchen legt – und dort war so eine schöne saubere Fläche. Oft ist das nämlich eine Übernachtungsstelle von Wildtieren, beispielsweise Rehen. Da wimmelt es vor Zecken…

Falsch ist allerdings die Vorstellung, dass sich Zecken von Bäumen fallen ließen. Das tun sie in der Regel nicht. Sie sitzen in Bodennähe auf Gras oder Büschen (etwa kniehoch).

Zecken mögen einige Substanzen nicht so gerne. Dazu gehören Zitroneneukalyptus, Kokosöl und andere, die deshalb in pflanzlichen Zeckenmitteln enthalten sind (z.B. Antibrumm oder Zekol). Auch Deet und Pyrethroide halten Zecken fern, sind aber ggf. gesundheitlich nicht ganz harmlos. Es gibt auch Zeckenschutzkleidung, die dauerhaft imprägniert ist (laut Hersteller bis zu 100 Wäschen). Ich trage im Wald, wo ich häufig bin, so eine „Schutzhose“ (von https://rovince.de/). Der eingebaute Abwehrstoff wirkt auf Zecken (bzw. deren sensible Nerven an den Füßen) wie Hitze. Sie können sich auf dem Material nicht lange halten und fallen wieder ab. Wer viel in Wald und Feld unterwegs ist, sollte sich die Anschaffung einer solchen Schutzkleidung überlegen. Sie hat den Vorteil, dass die Wirkstoffe auf der Außenseite sind und nicht, wie bei einem Spray auf der Haut.

Zecken übertragen zwei für uns gefährliche Erkrankungen

Die Lymne-Borreliose, eine bakterielle Infektion, die zu vielen – oft unklaren – Krankheitssymptomen, wie Gelenkproblemen, aber auch neurologischen Störungen führen kann. Borreliose ist oft eine chronische Erkrankung, die immer wieder aufflackern kann, selbst wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wurde. Eine antibiotische Behandlung ist meist nur in den ersten 2-3 Wochen erfolgreich, solange sich die Erreger noch im Blut befinden. Die akute Borreliose ist inzwischen eine meldepflichtige Infektionskrankheit und unterliegt damit dem Behandlungsverbot für Heilpraktiker. Unterstützende Behandlungen der chronischen Form sind aber erlaubt. Viele Borreliosen brechen nicht aus, weil das Immunsystem die Erreger schnell unschädlich macht.

Wichtig: Es gibt KEINE Impfung gegen die Borreliose. Wichtig ist daher die Früherkennung. Sollten Sie eine Zecke an sich entdecken, entfernen Sie diese vorsichtig, möglichst ohne sie zu quetschen. Es gibt dazu beispielsweise spezielle Zeckenhaken. Oder man nimmt eine Pinzette, fasst die Zecke möglichst direkt über der Haut (nie am Körper der Zecke) und zieht sie gerade heraus. Drehen etc. ist unnötig, da die Zeckensaugwerkzeuge kein Gewinde haben… Bitte niemals die Zecke mit Öl, Klebstoff etc. abtöten, da sie während des Todeskampfes ihre Magensäfte erbricht – und die sind voller Erreger. Beobachten Sie dann die Stelle: Bildet sich dort ein roter Fleck, der größer wird (eine kleine Stelle ist normal) und ggf. „wandert“, dann besteht der Verdacht auf eine Borrelien-Infektion und Sie sollten zum Hausarzt gehen. In der Frühphase ist eine Antibiotika-Behandlung erfolgversprechend.

Die Nymphen, also die Jugendphase der Zecken (meist kleine schwarze Zecken, die man kaum sieht) sind in der Regel noch nicht infektiös, weil die Zecken die Erreger erst mit Blut aufnehmen. Die Zecke ist nur ein Zwischenwirt für die Borrelien.

Die FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), eine Virusinfektion, die – in seltenen Fällen – das Rückenmark und das Gehirn befällt und dort zu, teils massiven, Störungen führt. Es gibt eine FSME-Impfung, die dreimal innerhalb eines Jahres wiederholt werden muss und dann etwa 5 Jahre das Infektionsrisiko senkt (aber nicht zu 100%). Danach muss sie wiederholt werden. Der Impfstoff enthält inaktivierte Viren, die auf Hühnereizellen gezüchtet werden und an Alumiumhydroxid gebunden sind.

Sollte man sich gegen FSME impfen lassen?

Baden-Württemberg und Bayern gehören zu den FSME-Risikogebieten, d.h. hier kommen vermehrt Zecken vor, die infiziert sind. Aus Bayern liegen mir auch Zahlen über die Erkrankungen bei Menschen vor, sowie über die Nebenwirkungen der Impfung (Quelle: Dr. med. Martin Hirte, Webseite):

Zitat:

" - im LK München, 343 000 Einwohner, gab es seit 2008 4 FSME-Fälle (=0,4/Jahr)

– im LK Starnberg, 134 000 Einwohner, gab es seit 2003 9 FSME-Fälle (=0,6/Jahr)

– im LK Weilheim-Schongau, 134 000 Einwohner, gab es seit 2007 3 FSME-Fälle (darunter eine geimpfte Person, also wurden wohl Impfantikörper gemessen) = 0,3/Jahr.

Nur bei 52 % der übermittelten Erkrankungen wurde eine klassische FSME-Erkrankung (Meningitis, Enzephalitis) angegeben. Es kommt also in diesen drei Landkreisen nur alle 3 – 6 Jahre zu einem schweren FSME-Fall – fast ausschließlich bei über 40jährigen Erwachsenen.

Das RKI empfiehlt trotzdem die FSME-Impfung für alle, die in einem „Risikogebiet“ wohnen. Die Nebenwirkungen der Impfung bzw. die Nutzen-Risiko-Abwägung werden dabei völlig außer Acht gelassen:

Obwohl FSME-Impfstoffe innerhalb Deutschlands eine untergeordnete Rolle spielen, nehmen sie mit 13 Prozent aller Meldungen potenzieller Impfnebenwirkungen einen der vorderen Ränge ein. Von 2001 bis 2017 wurden 4317 mögliche Störwirkungen gemeldet, darunter 72 „bleibende Schäden“ und mehr als 1100 Beschwerden, die zum Zeitpunkt der Meldung „nicht wiederhergestellt“ waren – auch schwere neurologische Erkrankungen wie Lähmungen, Enzephalitis, Krampfanfälle oder Multiple Sklerose.

1208 Meldungen betrafen Kinder, unter anderem wegen Krampfanfällen, Koordinationsstörungen, Nervenlähmungen, Meningitis und Enzephalitis. 13 Todesfälle kamen zur Meldung, unter anderem wegen Lähmungen und Herzversagen.“ Zitat ENDE

Schlussüberlegung

Man muss also – wie bei jedem Medikament – das Risiko der Krankheit gegen das Risiko der Behandlung (hier Impfung) abwägen. Wer oft im Wald ist – und erfahrungsgemäß oft eine Zecke hat, für den ist eine Impfung evtl. eine Option. Ich würde aber vorher den Titer bestimmen lassen, denn die meisten der FSME-Infektionen verlaufen unerkannt, weil fast oder ganz ohne Symptome. Es besteht also die realistische Möglichkeit, dass man bereits immun ist. Dann wäre die Impfung unnötig.

Ich habe mich vor 20 Jahren einmal gegen FSME (die dreifach-Impfung) impfen lassen. Seither nicht mehr. Ich schütze mich lieber mit entsprechender Kleidung und/oder Wirkstoffen. Vor allem auch deshalb, weil es gegen die – viel häufigere – Borreliose gar keine Impfung gibt. Besser ist es also in jedem Fall, gar nicht erst gebissen zu werden…

Ein Artikel von
Rudolf Hege