Der lautlose Tanz des Lebens
Dokumentarfilm über die buddhistische Lehrerin Ruth Denison
Es ist die friedliche Zeit zwischen den Jahren. Ich genieße die Ruhe des Abends. Der wärmende Tee, das kuschelige Sofa, all das lädt zum Filmabend ein. Ganz oben auf meiner Wunschliste steht der Dokumentarfilm "Der lautlose Tanz des Lebens", ein Porträt der buddhistischen Lehrerin Ruth Denison und des Dhamma Dena Desert Vipassana Centers in der kalifornischen Mojave-Wüste.
Ich freue mich auf die Begegnung mit Ruth Denison, dieser starken und außergewöhnlichen Dhamma-Lehrerin, die in der Stille und Langsamkeit der Mojave-Wüste lebte, tauche ein in diese bezaubernde filmische Meditation, dem "lautlosen Tanz des Lebens".
Liebe auf den ersten Blick
Die Drehbuchautorin und Filmregisseurin Aleksandra Kumorek drehte diesen berührenden Film unter freundschaftlicher Mitwirkung des Meditationslehrers Dr. Paul Köppler, langjähriger Schüler von Ruth Denison, in einer Zeit, in der Ruth nicht mehr nach Europa reisen konnte.
Im Sommer 2010 war die Regisseurin ihr das erste Mal begegnet, als Ruth Denison Deutschland noch besuchte. Es war "Liebe auf den ersten Blick" wie Aleksandra Kumorek in einem Interview mit BUDDHISMUS aktuell (03/2017) beschreibt:
"Ich war begeistert von der Weisheit und Tiefe, die Ruth ausstrahlte und von ihrem umwerfenden Humor. Ruth war damals 88 Jahre alt, aber sie wirkte, als wäre sie gleichzeitig eine weise alte Frau und ein junges Mädchen – zugleich 88 und 18 Jahre alt. Ich war verwundert, dass es noch keinen langen Dokumentarfilm über sie gab, und beschloss, einen Film über sie zu drehen."
Viermal besuchte Aleksandra Kumorek die Dhamma-Lehrerin in ihrem Center, um sie in ihren letzten Lebensjahren filmisch zu begleiten. Das Ergebnis ist ein sehr bewegender Dokumentarfilm über den "lautlosen Tanz des Lebens" der Ruth Denison.
Ruth Denison - ihr Lebensweg
Ruth Elisabeth Denison, geborene Schäfer, wurde am 29. September 1922 in Ostpreußen geboren. Im Film erzählt sie von den traumatischen Erfahrungen, die sie vor allem nach Ende des Zweiten Weltkrieg machte. 1957 emigrierte sie schließlich in die USA und ließ sich in Kalifornien nieder, wo sie den Psychologen Henry Denison heiratete, der sieben Jahre als Mönch in der Advaita-Vedanta-Gemeinschaft gelebt hatte. Nach Verlassen des Klosters unterstützte er durch Zusammenkünfte in seinem Haus in Hollywood die spirituelle Arbeit wichtiger Zeitgenoss*innen, darunter Dichter wie Erich Fromm, Psychologen wie Ram Dass und Timothy Leary oder Philosophen wie Aldous Huxley und den Zen-Meister Alan Watts, die sich alle für östliche Philosophie interessierten und für ein neues, erweitertes Bewusstsein.
So lernte Ruth Denison auch die Pädagogin Charlotte Selver und deren Arbeit "Sensory Awareness" kennen, welche die Grundlage für ihre spätere Vipassana-Praxis wurde. Inspiriert und mit wachen Sinnen wurde sie schließlich Schülerin von Sayagyi U Ba Khin (1899-1971), burmesischer Meister und Mediationslehrer in Vipassana-Meditation in der Tradition des Theravada-Buddhismus, der ihr 1971 die Lehrerinnenerlaubnis erteilte.
Pionierin des Buddhismus
Ruth Denison war nicht nur eine Vorreiterin des Buddhismus im Westen, sondern auch eine Pionierin für Frauenrechte. Sie bereicherte die buddhistische Praxis um einen sehr weiblichen und körperorientierten Ansatz mit Bewegungsübungen und Techniken des Sensory Awareness und leitete das erste buddhistische Frauen-Retreat. Mehr als 40 Jahre wies Ruth Denison Tausende Menschen in Europa und der USA in die Vipassana-Meditation ein und bot ihre Unterstützung bei der Gründung buddhistischer Zentren. Bis an ihr Lebensende leitete sie das von ihr und ihrem Mann gegründete Vipassana-Zentrum in der Mojave-Wüste, wo sie über 30 Jahre lebte, lehrte und traumatisierten Menschen half. 2006 wurde sie von den Vereinten Nationen für ihre Verdienste um den Buddhismus ausgezeichnet.
Das berührende filmische Porträt "Der lautlose Tanz des Lebens" lässt uns auf stille und eindrückliche Weise teilhaben an der großen Weisheit dieser außergewöhnlichen Frau, die uns in aufrührenden Zeiten wie diesen einen Weg weisen kann zu mehr Mitgefühl und menschlichem Miteinander.
Sie können sich den Dokumentarfilm "Der lautlose Tanz des Lebens" kostenfrei auf dem Videoportal YouTube anschauen.
Interview mit Aleksandra Kumorek und weitere Video-Clips
Ein Interview der Regisseurin Aleksandra Kumorek zu ihrem Film finden Sie auf der Webseite, die sie Ruth Denison gewidmet hat. Im Online-Archiv steht Ihnen eine kleine Auswahl an Video-Clips von Dharma-Gesprächen zur Verfügung sowie geführte Meditationen und Übungen zur Wahrnehmung der Sinne, aber auch Aufnahmen von Feiern und alltäglichen Situationen mit Ruth Denison. Das gesamte Filmmaterial, das zwischen 2012 und 2015 aufgenommen wurde, wird aber erst in Kürze online sein.
Werde still und öffne dein Herz
Ruth Denison hat außerdem ein wunderbares Buch geschrieben, das 2017 im Verlag edition steinrich GbR, Berlin erschienen ist. "Werde still und öffne dein Herz – Empfehlungen für ein erfülltes Leben" schildert ihren Lebensweg und enthält Anleitungen für die Meditation sowie Vorträge und Ratschläge. "Werde still und öffne dein Herz" kann im Buchhandel um die Ecke für 19,90 Euro bestellt werden oder bei buch7, dem Online-Buchhandel mit sozialer Seite.
Schüler*innen von Ruth Denison
Ruth Denison hat zwar keine Nachfolger*in bestimmt, aber zahlreiche Schüler*innen ausgebildet, die die Vipassana-Meditation in ihrer Tradition fortführen, darunter Annabelle Zinser, Dr. Paul Köppler und Frank B. Leder und Sylvia von Kalckreuth.
Frank B. Leder, Begründer der TouchLife Methode, zog sich Ende der 1990er Jahre für 40 Tage in ein Meditations-Retreat in der kalifornischen Mohave-Wüste zurückzog. In seinem Buch "Achtsamkeitsmeditation und Wege zur Einsicht. 40 Vipassana-Tage in der Wüste" beschreibt er eindrücklich seine Erfahrungen auf dem spirituellen Weg, schreibt über seine Beziehung als Schüler zu Ruth Denison und skizziert deren Leben.
Das Buch "Achtsamkeitsmeditation und Wege zur Einsicht. 40 Vipassana-Tage in der Wüste", erschienen bei der naturaviva Verlagsgesellschaft, Weil der Stadt 2012, erhalten Sie im Buchhandel für 16 Euro.
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Hegede 6
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