Der Regenwald ist Medizin
Traditionelle Medizin und Kulturerbe
Der Verein Rettet den Regenwald e. V. hat eine Aktion zur Unterstützung der Traditionellen Medizin in Brasilien gestartet. Das Interview mit Alvaro Tukano führten die brasilianische Soziologin Márcia Gomes de Oliveira und der Journalist Norbert Suchanek aus Rio de Janeiro. Alvaro Tukano ist Führer des 260.000 Hektar großen Indigenen Reservats Balaio am Rio Negro. Als einer der wichtigsten politischen Vordenker der Indigenen in Brasilien setzt sich der 67-Jährige für ihre Rechte, ihre Territorien und Traditionen ein.
Wie ist die Situation der indigenen Völker in Brasilien, insbesondere unter der Regierung Jair Bolsonario?
Alvaro Tukano:
Wir werden schlicht nicht berücksichtigt, weil die Regierung unsere Rechte nicht respektiert und und umsetzt, gibt es die Invasion von Landräubern, Holzunternehmen, Goldsuchern, die fehlende Justiz und die Ermordung unserer Anführer. Alles das geschieht im Namen der Entwicklung Brasiliens und der Ausbeutung unserer Ressourcen für die Welt.
Hat die Covid-19-Pandemie die Lage der indigenen Völker weiter verschlechtert?
Alvaro Tukano:
Ja. Ohne Unterstützung fehlen uns die Mindestbedingungen, um dieser Pandemie zu begegnen. Nichtsdestoweniger versuchen unsere weisen Heiler mit ihrem traditionellen Wissen und Heilpflanzen aus dem Regenwald, die Krankheit zu bekämpfen. So überlebte die Mehrheit der an dem Corona-Virus erkrankten Indigenen in meinem Territorium der „Tukanos“. Es starben vor allem die Indigenen, die in öffentlichen Krankenhäusern behandelt wurden, weil sie nicht an unsere überlieferten Heilmethoden glaubten. Wenn wir unser Wissen verlieren, sind wir abhängig vom staatlichen Gesundheitssystem, das teuer und ineffizient ist. Viele starben, weil die indigene Welt immer kleiner wird durch die immense Ausweitung des Agrobusiness. Es dringt mit seinen Pestiziden immer weiter vor und „röstet“ den Cerrado, Amazonien und den Rest des Landes.
Was ist nötig, um die Lage der Indigenen in Brasilien zu verbessern?
Alvaro Tukano:
Wir müssen mehr Widerstand gegen die Unterdrückungen leisten. Zum Beispiel gegen die Agrarunternehmen, die unsere Zukunft bedrohen. Die internationalen Organisationen müssen auch die tatsächlichen Schwierigkeiten erkennen. Viele Länder der „ersten Welt“ wie etwa Deutschland haben Brasilien wirtschaftlich unterstützt, um den Amazonas und seine Völker zu erhalten. Mehr als eine Milliarde Dollar liegen auf der brasilianischen Entwicklungsbank BNDES. Doch dieses Geld erreicht nicht die Indigenen, die den Amazonas Tag und Nacht verteidigen.
Was wünschen Sie sich von der neuen indigenen Generation?
Alvaro Tukano:
Ich möchte ihr sagen: „Wir dürfen niemals unsere Herkunft vergessen! Wir müssen unsere Traditionen wiederbeleben und unsere Ethik aufrechterhalten. Behaltet die Einfachheit bei und lasst euch von niemandem manipulieren.“
Wer helfen möchte, traditionelle Heilweisen und indigenes Kulturerbe zu erhalten:
https://www.regenwald.org/spende/284/brasilien-der-regenwald-ist-unsere-apotheke?t=7341
Mehr zu Alvaro Tukano:
http://www.cead.ufjf.br/2014/02/17/2014-02-17-15-59-33/
Ein Artikel von
Nora Laubstein
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