Die Maskenpflicht

Eine Frage des Umgangs

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22. Oktober 2020 von Rudolf Hege

Ein Hauptstreitpunkt in Sachen Corona ist der Mund-Nasen-Schutz, also die „Maske“. Zuerst hieß es von Seiten des RKI, dass Masken nichts bringen. Das dürfte allerdings vor allem eine politische Aussage gewesen sein, weil es zu diesem Zeitpunkt kaum Masken in Deutschland gab – und die wollte man für medizinisches Personal reservieren.

Dann wurde plötzlich allen empfohlen, sich „irgendwas“ vors Gesicht zu binden. Inzwischen ist die „Maske“ zum Symbol für den Umgang mit Corona geworden. Insbesondere die Gegner der Maßnahmen sehen in ihr so etwas wie einen „medizinischen Keuschheitsgürtel“, den die Regierung verordnet hat, um ihre Macht zu demonstrieren.

Übrigens: Vor rund 40 Jahren wurde in Deutschland der Sicherheitsgurt im Auto zur Pflicht. Auf die Nichtbenutzung standen und stehen Geldstrafen. Damals gingen die Leute wegen des Gurtes auf die Straße. Auch damals hieß es, man lasse sich die persönliche Freiheit nicht einschränken. Gequetschte Brüste und lebendig im Auto Verbrennende wurden als mögliche Folgen befürchtet…

Aber was ist nun wirklich dran an der Maske?

Inzwischen liegen einige Untersuchungen zur Wirksamkeit von Masken vor. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen dem Schutz für den Maskenträger und dem Schutz für andere. Oder anders gesagt: Schützt die Maske mich vor Ansteckung – oder nur die anderen davor, von mir angehustet zu werden?

Am aktuellsten ist eine Metastudie an 172 Untersuchungen zur Wirkung von Infektionsschutzmaßnahmen gegen SARS, MERS und Covid-19 (Corona). Durchgeführt wurde diese Studie von der McMasters Universität in Ontario (Kanada) und der American University of Beirut (Libanon). (Chu et. al. 2020). Tatsächlich gibt es noch kaum Studien in Bezug auf Covid-19, dazu ist diese Infektion zu neu.
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2820%2931142-9/fulltext

Zusammengefasst kam dabei folgendes raus: Am effektivsten schützt Abstand über einem Meter. Je mehr, desto besser. Bei den Masken schützten KN95 (FFP2/FFP3) besser als MNS (Chirurgenmaske oder Alltagsmaske), wobei auch die FFP3-Masken Viren nicht völlig abhalten können. Je weniger Viren allerdings durchkommen, desto höher ist die Chance, dass es nur einen leichten Verlauf gibt. (Generell gilt bei Infektionen: Je mehr Erreger gleichzeitig reinkommen, desto schwerer verläuft die Infektion, weil das Immunsystem weniger Zeit hat, sich entsprechend einzustellen bzw. die Erreger sich schneller vermehren und verbreiten.) Allerdings ist zu beachten: Je höher der Schutzfaktor, desto höher auch der Atemwiderstand.

Zitat: „Die Autoren selber haben in der Publikation ihre Überraschung ausgedrückt, dass die Masken das relative Risiko, sich zu infizieren, um etwa 80 Prozent senken können. Wenn das Basisrisiko, sich anzustecken, wie z.B. bei Chorproben, auf 50 Prozent geschätzt wird, verringert sich das Infektionsrisiko auf rund 10 Prozent. Wenn das Basisrisiko, sich anzustecken, bei 1% liegt, sinkt das Infektionsrisiko auf 0,2 Prozent. Diese Werte gelten für den einfachen und üblichen Mund-Nasen-Schutz.“ Zitat Ende.

Was bedeutet das nun konkret? Wieviel eine Maske bringt, hängt natürlich davon ab, wie groß das Risiko ist, sich überhaupt anzustecken. Hätten beispielsweise alle Skifahrer in Ischgl eine Maske getragen, dann wären viel weniger infiziert worden. Wenn allerdings kein Infizierter unterwegs ist, dann ist natürlich durch die Maske auch keine Infektion zu verhüten.

In der Studie wurde das Beispiel Norwegen genannt (Schünemann et. al. 2020): Bei den dortigen Infiziertenzahlen (die so genannte Baseline), müssten 200.000 Menschen eine Maske tragen, um eine Infektion pro Woche zu verhindern. Da es in Norwegen zum Zeitpunkt der Studie nur wenige Infizierte gab, kommen die großen Zahlen zustande. Es entspräche dann einer Reduktion des Risikos um 40%. Für Deutschland galten zum Zeitpunkt der Studie ähnliche Bedingungen.

In der Konsequenz hängt der Nutzen der Maske also davon ab, wie viele potentielle Ansteckungsquellen vorhanden sind. Eigentlich eine Binsenweisheit. Konkret heißt das: Je näher man Menschen kommt und je mehr Menschen es sind, desto sinnvoller ist die Maske. Im Freien oder bei großem Abstand bringt sie nichts. Besonders sinnvoll ist sie überall da, wo hohe Ansteckungsgefahr herrscht, also beispielsweise in Krankenhäusern, Altenheimen und Arztpraxen.

Schaden oder Nutzen? Was gut ist zu wissen...

Nun sind Masken allerdings ein zweischneidiges Schwert, denn falsch angewendet können sie mehr schaden als nützen – und zwar demjenigen, der sie trägt. Berufsgruppen, die oft Masken tragen müssen, wie medizinisches Personal, wechseln diese Einwegmasken häufig aus – mindestens täglich oder öfter. Masken sind nämlich auch gute Nährböden für Keime: Sie werden durch die Atmung feucht (und unser Atem enthält natürlich auch Keime), sind immer schön warm und in den Geweben sammeln sich auch schnell Nährstoffe aus der Feuchtigkeit, die wir abatmen. Die Keime vermehren sich dann stark – und wir atmen sie wieder ein bzw. lagern sie auf unserer Gesichtshaut ab.

Das betrifft grundsätzlich ALLE Arten von Masken, egal ob gekauft oder selbst gemacht. Es gibt inzwischen einige Anbieter, die behaupten, ihre Masken würden Keime abtöten, sei es durch besondere Behandlungen des Stoffes oder durch Silberveredelung. Ob das nun stimmt oder nicht, könnte man nur in einem mikrobiologischen Labor nachprüfen. Aber in jedem Fall wirkt die Behandlung nur gegen Viren und Bakterien AUF bzw. IN der Maske, nicht auf die aus der Luft, d.h. diese werden nicht besser herausgefiltert, als mit konventionellen Masken auch.

Konsequenterweise muss mal also entweder Einwegmasken verwenden und diese möglichst täglich wegwerfen oder wiederverwendbare Stoffmasken regelmäßig waschen – ebenfalls täglich, wenn man sie viel tragen muss. Oder man setzt zumindest auf die behandelten MNS, die dann seltener gewaschen werden müssen. In Anbetracht der zu erwartenden erweiterten Maskenpflicht aufgrund der steigenden Zahlen, sollte man sich also – egal für was man sich entscheidet – rechtzeitig mit Vorrat versehen.

Beim Auf- und Abziehen der Maske muss man darauf achten, die Außenseite nicht zu berühren, denn im Zweifel wären dort die meisten Viren zu finden. Es gibt inzwischen auch tragbare UV-Desinfektionsgeräte, in die man die benutzte Maske einlegt und die durch UV-Licht Viren und Bakterien abtöten. Auch damit verlängert man die Nutzungsdauer (man muss weniger oft waschen oder wegwerfen).

Zusammengefasst: Ja, Masken schützen auch den Träger bzw. die Trägerin, aber nur, wenn sie richtig behandelt werden.

Ein Artikel von
Rudolf Hege

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