Film: Das Zen-Tagebuch

Eine meditative Reise

© Film Kino Text - Jürgen Lütz eK
8. September 2023 von Martina Seifert

Ständige Eile, Hektik und Lärm und das Wüten einer scheinbar verrückt gewordenen Welt bestimmen unser Leben. Sich abzugrenzen und immer wieder in die Ruhe, die Stille hinter all diesem Treiben zu finden, die uns Zuversicht schenkt, fällt nicht leicht. Der Film "Das Zen-Tagebuch" erweist sich hier als wertvolle Quelle der Inspiration. Er führt uns in die Welt von Tsutomu, einem Schriftsteller, der mit seinem Hund Sansho ein einfaches und genügsames Leben in den Bergen Japans führt.

Moment für Moment, Bild für Bild

Betrachten wir einen Garten, der in all seiner Stille und Schönheit sich jeden Moment verändert, kaum wahrnehmbar – und doch, die Jahreszeiten veranschaulichen uns diesen ständigen Prozess des Werdens und Vergehens. "Das Zen Tagebuch" nimmt uns mit in die heilsame Erfahrung des gegenwärtigen Moments, in dem sich unser Denken, Fühlen und Handeln immer wieder neu vollzieht.

Bild für Bild lässt uns der Film "Das Zen Tagebuch" an dem zurückgezogenen Leben Tsutomus teilhaben, das still und unaufgeregt in ganz alltäglichen Handlungen verläuft, wie das Schälen einer selbst geernteten Taro-Wurzel oder das Einlegen von Pflaumen, und sich als spirituelle Praxis des ehemaligen Zen-Mönchs darstellt. Bewusstes, freudvolles Tun angesichts der Vergänglichkeit. In seinem Garten oder auf seinen Ausflügen in die Berge sammelt der Schriftsteller die Beeren, Früchte und Wurzeln der Saison für seine sorgsam zubereiteten Speisen, - während in seinem Haus die Urne mit der Asche seiner vor 13 Jahren verstorbenen Frau steht. Zu einer Bestattung konnte sich der alternde Mann bisher nicht entschließen. Und so zieht sich der Duft der Vergänglichkeit durch diese filmische Fabel, die auf einer autobiografischen Erzählung von Mizukami Tsutomu beruht.

In sein abgeschiedenes Leben findet immer wieder seine Lektorin Machiko Einlass, für die er gerne kocht und die seine köstlichen Speisen liebt und genießt. Gemeinsam wird gekocht, gegessen, gelacht und erzählt. Als Machiko Tsutomu allerdings zu überreden versucht, ein "Zen Tagebuch" zu schreiben, scheint sein ruhiges Leben ins Wanken zu geraten.

Schauen und Lauschen

Wenn wir uns ganz diesem humorvollen, meditativen Film hingeben, der ohne dramatischen Spannungsbogen auskommt, uns in die atmosphärischen Bilder versenken und die weisen Zitate der Zen-Philosophie einsinken lassen, kommen wir an im Hier und Jetzt. Wir konsumieren nicht, sondern sind ganz Schauen und Lauschen.

Der lautlose Spielfilm "Das Zen Tagebuch" des Regisseurs Yuji Nakaes erinnert an den Charme und die Poesie des japanischen Altmeisters des meditativen Films, Yasujiro Ozu, der 1963 an seinem 60. Geburtstag starb. Die hauchfeine Handlung lässt uns teilhaben an dem großen Geheimnis des Lebens, das sich am Beispiel eines alternden Mannes zeigt, der ganz eins zu sein scheint mit seinem vermeintlich ereignisarmen Alltag, - der Ernte und Zubereitung von Beeren, Früchten und Wurzeln und den regelmäßigen Begegnungen mit seiner Lektorin,- wäre da nicht noch die Asche seiner Frau…

Fazit

"Das Zen Tagebuch" ist eine Verbeugung vor dem Leben, dessen Tiefe sich erst über die fein schwingenden Parallelen zur Vergänglichkeit, dem Verlust, der Trauer und des Abschieds im Leben des Protagonisten, seiner Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit erschließt. Ein wunderbar stiller und freudvoller Film, den wir uns nicht entgehen lassen sollten.

Der 112-minütige Spielfilm "Das Zen Tagebuch" ist am 31. August 2023 in den deutschen Kinos gestartet. Wenn Du wissen möchtest, ob und wann der Film in Deiner Nähe läuft, schau auf die Website Kinofans. Auf YouTube kannst Du den Trailer zum Film anschauen. Weitere Informationen zum Film findest Du auf der Website FilmKinoText.de

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Freie Autorin, Text, Lektorat