Floating - Im Wasser entspannen
Floating Tank - Schwerelos im Wasser
Mal so richtig entspannen – keine leichte Übung. Alles loslassen. Sich auf das Wesentliche besinnen – eine hohe Kunst. Wer meditiert, weiß das. Alle anderen können es einmal mit Floating probieren – schwebend in einem Salzwassertank Schwerelosigkeit erleben und entspannen.
Floaten - Ankommen im Hier und Jetzt
Wir alle sind tagtäglich zahllosen Reizen ausgesetzt. Die ständige Reizüberflutung im privaten und beruflichen Alltag kann enormen Stress auslösen. Beim Floating geht es um Reizreduzierung, um tiefe Entspannung – körperlich, geistig und seelisch. Floaten oder Floating (engl.: schweben) bedeutet, die Last des eigenen Körpergewichts einmal vollkommen loszulassen und sich tragen zu lassen.
Die Wassertemperatur der nahezu gesättigten Lösung aus Wasser und Salz (ca. 30 Prozent) in einem Floating-Tank oder einer Floating-Wanne entspricht ungefähr der Körpertemperatur, sodass weder Wärme noch Kälte empfunden werden, der Körper ideal temperiert ist und keine Energie benötigt, um etwaige Temperaturunterschiede auszugleichen. Da die Sole den Körper trägt und keine Auflagepunkte zu spüren sind, lösen sich die Grenzen des Körpers in der Schwerelosigkeit nahezu auf. Ähnliche Erfahrungen kennen auch Meditierende aus ihrer Praxis.
Um die Sinneswahrnehmungen und -reize möglichst zu reduzieren und das Gehirn zu entlasten, erfolgt das Floaten in der Regel in Dunkelheit und Stille oder auf Wunsch auch bei gedämpftem Licht und meditativer Musik. Die vor Außenreizen geschützte Atmosphäre, die Schwerelosigkeit und Auflösung der Lageempfindung und die gleichbleibende Wärme der Sole sorgen für ein Gefühl der Geborgenheit, ähnlich wie im Mutterleib, sodass tiefe Entspannung eintreten kann. Manche berichten, dass sie beim Floaten einschlafen und sogar eine ganze Nacht im Floating Studio verbringen.
Sogenannte Floating-Areas mit offenen Becken wie sie aus Wellness- oder Sole-Bädern bekannt sind, stellen eine abgeschwächte Alternative zum Floating-Tank dar. Dabei wird meist nicht auf Licht- und Toneffekte verzichtet und es kann zu zweit oder mit mehreren gefloatet werden. Allerdings geht bei dieser Variante des Floatens der eigentlich erwünschte Effekt des möglichst kompletten Reizentzugs verloren, der für echte Floating-Fans unverzichtbar ist.
Der Floating-Tank - eine Muschel, die sich schließt
Gefloatet wurde lange Zeit ausschließlich in Floating-Tanks, nicht in offenen Wannen oder Becken wie es heute in vielen Floating-Studios üblich ist. Floating-Tanks, von der Größe einer Sonnenbank, sind wie diese mit einem Deckel ausgestattet, um sich darin komplett einzuschließen – wie eine Muschel, die sich vor der Außenwelt verschließt. Das mag manche Menschen abschrecken, die sich in geschlossenen engen Räumen nicht wohl fühlen oder sogar an Klaustrophobie leiden. Deshalb eignet sich für viele eher die Wellness-Variante in einem offenen Becken, die auch als Einstieg in diese Form der Entspannungstechnik dienen kann.
Kreativitätssteigerung und Bewusstseinserweiterung
In den USA wird das Floaten im Tank sogar zum Lernen genutzt. Mit Kopfhörern ausgestattet wird beispielsweise für eine Prüfung oder ähnliches gelernt, da bestimmte Gehirnfunktionen aufgrund des Reizentzuges angeregt werden sollen. Ein längerer Aufenthalt im Tank soll zudem die Kreativität steigern und sogar das Bewusstsein erweitern.
Zurück geht diese These auf den US-amerikanischen Biologen und Neurophysiologen Dr. John C. Lilly (1915 bis 2001), der 1954 den ersten Floating-Tank im Auftrag der US-Regierung für das National Institute for Mental Health entwickelte. Im Rahmen seiner Forschung zum Entzug von sensorischen Reizen widerlegte er in vielen verschiedenen Experimenten die damals geltende These, dass das menschliche Gehirn seine Aktivität verringere und sogar Gehirnzellen zerstört werden könnten, wenn ihm dauerhaft Reize entzogen werden.
Lilly erforschte die Wirkungsweise des Floating-Tanks auf das Gehirn noch über mehrere Jahre und sorgte dafür, dass diese weltweit bekannt wurde. Auch der US-amerikanische Wissenschaftsjournalist Michael Hutchison machte sich mit seinem Buch „The Book of Floating“ um die Verbreitung des Wissens zu Wirkung und Anwendung des Tanks verdient.
Zukunftsweisende Forschung zum Floaten
Durch immer feinere Messmethoden werden in der modernen Hirnforschung inzwischen riesige Fortschritte gemacht. Der Floating- oder auch Isolationstank ist dabei Gegenstand zahlreicher Untersuchungen, die in vielerlei Hinsicht zukunftsweisend sind, denn noch steckt die Erforschung von kreativen Prozessen sowie erweiterten Bewusstseinszuständen und Einheitserfahrungen noch in den Kinderschuhen. Auf der Webseite der floatzero GmbH in München findet sich eine Übersicht von insgesamt 84 Publikationen zu Forschungsarbeiten, die zwischen 1980 bis 2000 erfolgten, zu Themen wie "Psychophysiologische und Biologische Effekte", "Behandlung von physiologischen und psychologischen Fehlfunktionen", "Angstzustände", "Autismus“, "Prämenstruelles Syndrom", "Chronische Schmerzzustände und Rheumatische Arthritis", "Essstörung", "Stress-Management", "Hypnose" und mehr.
Wirkungsweise des Floatens
Floaten kann sich auf verschiedene Weise heilsam auf Körper, Seele und Geist auswirken. Zu den wissenschaftlich nachgewiesenen Wirkungsweisen zählen:
Körperlich
- Entlastung der Gelenke, Muskeln und die Wirbelsäule
- Lösung chronischer Verspannungen
- Linderung von Schmerzen bei Bandscheibenvorfällen sowie Gelenk- und Ischias-Beschwerden, Hexenschuss, Zerrungen und Stauchungen
- Rückgang chronischer Schmerzsymptome wie Migräne
- Unterstützung von Heilungsprozessen wie zum Beispiel bei Knochenbrüchen oder Schleudertrauma
- Stärkung des Immunsystems
- Senkung hohen Blutdrucks
- Erweiterung verengter Blut- und Kapillargefäße
- Blutfluss in alle Zellen
- Reduktion stressbedingter Biochemikalien in der Blutbahn wie ACTH, Adrenalin, Kortisol und Laktat
- Rückgang von Hautproblemen wie Akne, Neurodermitis oder Psoriasis
- Reduktion rheumatisch bedingter Beschwerden
- Verringerung von Jetlag-Symptomen
- Gesteigertes Wohlbefinden durch erhöhte Endorphinausschüttung
Geistig / Seelisch
- Synchronisation der Gehirnhemisphären
- Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Kreativität, Produktivität
- Ausgleich umweltbedingter Reizüberflutung und Verlangsamung des Metabolismus
- Unterstützung von Meditation, Autogenem Training und Superlearning
(Quelle: float.de)
Europaweit gib es zahlreiche privat und gewerblich organisierte Möglichkeiten zum Floaten. Beim deutschen Floating Verband sind zur Zeit bundesweit 60 Floating-Anbieter aufgeführt, die Liste ist grob von Nord nach Süd sortiert.
Floating in der Badewanne
Wer lieber zu Hause floaten möchte, kann auch in der eigenen Badewanne ein hochdosiertes Solebad nehmen, auch wenn die handelsüblichen Badewannen nur sehr bedingt für ein Floating-Erlebnis geeignet sind, da diese oftmals zu klein ausfallen und nicht tief genug sind. Außerdem sollte die Oberfläche der Badewanne so beschaffen sein, dass das Salz diese nicht angreift.
Wer es dennoch ausprobieren möchte, benötigt für ein Vollbad mindestens 500g Epsom Salz. Für eine wirksame Magnesium-Aufnahme sollte das Wasser hoch gesättigt und körperwarm sein. Keine Angst, eine Überdosierung ist ausgeschlossen. Für das Floaten in der hauseigenen Wanne sollten 20 bis 30 Minuten Zeit eingeplant werden, damit sich die Wirkung voll entfalten kann. Für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr während des Floatens sollte mindestens ein Glas Wasser bereitstehen. Auch ein Fußbad mit Epsom Salz von ca. 20-30 Minuten kann schon wahre Wunder wirken.
Kontraindikationen
Floating kann während Schwangerschaft sehr wohltuend sein. Trotzdem sollten Schwangere vor dem Floaten Rücksprache mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin halten. Außerdem sollte bei einer infektiösen Erkrankung, bei Hautverletzungen wie Schnitt- und Schürfwunden, Verbrennungen, Hautkrankheiten oder offenen Wunden auf das Floaten verzichtet werden. Auch Menschen mit Epilepsie, Dialysepatient:innen sowie Patient:innen mit Herzmuskelerkrankungen und hohem Blutdruck, Klaustrophobiker:innen und Patient:innen in psychiatrischer Behandlung sollten vorher mit ihrem behandelnden Arzt oder Ärztin sprechen.
Ein Artikel von
Martina Seifert
33617 Bielefeld
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http://www.martinaseifert.de
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