Mit der Natur leben als wäre es selbstverständlich...
Besondere Methoden im Porträt: Wildnipädagogik
Um Natur zu erleben müssen wir nicht nach Canada fahren, nicht mal nach Schweden, nein, Halle in Westfalen reicht schon aus. So heißt auch ein wesentlicher Ansatz des Projektes, möglichst in der Region, dem alltäglichen Erfahrungsumfeld zu bleiben. Lesen Sie mehr zu Coyote-Teaching, Mentoring und anderen spannenden Themen.
Mut zur Wildnis
Für die Natur- und Wildnisschule ist die Frage selbst schon ein wenig die Antwort ...,
denn in den verschiedenen Kursen und Weiterbildungen geht es vor allem um eines: den Menschen und dem Vertraut-Werden mit dem, was meines ist. Mit den natürlichen Gegebenheiten drumherum und mit sich selbst, seiner Angst, seinen körperliche, seelischen, mentalen und geistigen Mustern in unmittelbaren Kontakt zu gehen.
Zu abstrakt? Kein Stück!
Eine der Weiterbildungen an der Schule, das Wildnismentorprogramm, macht die Essenz des Ansatzes ganz besonders deutlich:
Scheinbar handelt es sich um eine Coaching-Ausbildung - die Teilnehmenden lernen, Menschen zu begleiten, zu coachen, Ressourcen zu entwickeln...eigentlich das Gleiche, was ich als Gestalttherapeutin auch so mache...., oder?
Christa Bastgen : "Der wesentliche Unterschied liegt darin, dass hier nicht ein Mensch, sondern die Natur Lehrmeisterin ist. Es geht nicht darum, menschengemachte Gesetze zu befolgen oder vorgegebene Handlungsmuster zu erlernen - es geht schlicht um ein Sich Einbinden in den natürlichen Kontext. Und das ist sehr einfach: Unachtsamkeit hat Konsequenzen, nachlässiges Vorbereiten ebenso und so weiter..."
Mir fällt dazu ein Satz ein, der mich immer sehr beeindruckt hat: Fremde Erfahrung ritzt die Haut, eigene Erfahrung schneidet bis auf den Knochen!" - auch hier geht es um das eigene Erleben, aus dem Handlungsmuster entstehen... Die Natur- und Wildnisschule, bei der Gründung 1999 eine der ersten ihrer Art, begann 2003 die Weiterbildung "Natur- und Wildnispädagogik anzubieten. Auch wenn sich die Inhalte nicht in der Essenz verändert haben, so war doch vor 10 Jahren noch ein anderer Anspruch vornehmlich: die Teilnehmenden suchten eher den persönlichen Zugang zur Natur und damit zu sich selbst - der Selbsterfahrungscharakter war noch dominanter.
Heute spielen Fragen nach natürlicheren, nachhaltigeren Lebensformen eine größere Rolle, und damit ist keinesfalls gemeint, dass die Kurse als Vorbereitung auf die überall prophezeiten Endzeit-Szenarios gedacht sind:
Vielmehr wollen Menschen wieder lernen, mit einfachen Mitteln gut, achtsam, nachhaltig und friedfertig zu leben - und das geht schließlich nur in Verbindung mit der Umwelt.
Christa Bastgen: "Wir vergessen dabei immer wieder, in welch beinahe himmlischen Verhältnissen wir in der westlichen Welt leben - auch wenn Vieles schräg läuft, so haben wir uns doch vor allem sehr gut funktionierende soziale Netzwerke - eine Mutter, die in der Wildnis allein ein Baby bekommt, ist wirklich anderen, unmittelbareren Risiken ausgesetzt als das heute und hier der Fall ist. Wir haben deshalb aber auch verlernt, unser Tun achtsam zu beobachten und darauf zu prüfen, welche unmittelbare Folgen es hat. Leider sind viele Handlungen wie z.B. Ressourcenverschwendung ja nicht direkt spürbar....."
Und genau deshalb nutzen die Teamer aus Halle die Natur als Lehrmeisterin mit deren Unmittelbarkeit und Direktheit.
Dabei geht es z.B. immer wieder darum , Gesamtsituationenzu erfassen und sich selbst darin wahrzunehmen, entsprechend zu platzieren und angemessen zu handeln. Die Wahrnehmungsschulung aller Sinne spielt hier eine wesentlich Rolle.
Ein Übungsbeispiel: Der Weitwinkel und der Fokus
Ich suche mir einen Platz in der Natur,an dem ich mich wohlfühlre. Eine Zeit sehe ich mir das Treiben an und erfasse so viel wie möglich vom Geschehen um mich herum. Dann hebe ich meine Hände rechts und links neben meinen Kopf, wackele mit den Fingern und stelle meinen Blick so ein, dass ich die wackelnden Finger sehe, ohne den Kopf zu drehen. Mit diesem Weitwinkelblick sehe ich mir das Treiben um mich herum an.
Christa Bastgen: Eine wesentliche Rolle spielen in unserer Arbeit Kinder...das selbstverständliche Aufwachsen in und mit der Natur ist nicht mehr Teil unserer/ ihrer Alltagskultur. Also gehen wir in die Kindergärten und Schulen, um genau das wieder zu üben: Natur erleben, wahrnehmen, achten, schätzen, sich darin gut zu bewegen...und auch hier ist die Natur natürlich die beste Lehrmeisterin - wir Menschen moderieren das Ganze eigentlich nur.
Das Projekt "Mut zur Wildnis" ist die Umsetzung dieser Idee:
Kinder aus einer Region haben die Möglichkeit, sich mit einem ausgebildeten Natur- und Wildnispädagogen in ihrer heimischen Umgebung zu erleben. Dieses Angebot gibt es in Halle seit Jahren, und Stück für Stück wollen die bereits ausgebildeten WildnispädagogInnen in ihren jeweiligen Regionen vielleicht Ähnliches anbieten - das ist zumindest die Vision der HallerInnen.
Die Vielfalt der Projekte ist an dieser Stelle nicht zu beschreiben - die angenehme Unmittelbarkeit und natürliche Klarheit (wen wundert's) von Christa Bastgen im Kontakt während des Gespräches auch nur bedingt - aber vielleicht schwappt die Idee, dass wir Menschen Teil der Natur sind und uns deshalb darin wiederfinden können sollten, ein kleines bisschen über - wer weiß...
P.S. Haben Sie Lust auf Praktisches? Die nächste Weiterbildung beginnt gerade, eine Vielzahl von Seminaren lädt alle ein, die sich auf einen "natürlichen Weg" machen wollen....
Natur- und Wildnisschule Halle
Gero Wever
Mödsiek 42
33790 Halle
05201-735270
info@natur-wildnisschule.de
www.natur-wildnisschule.de
Mehr zum Wildnisschulennetzwerk: www.wildnisschulen.org