Opas Tuberkulose: Miasmen als Urgrund von Krankheit
Besondere Methoden im Porträt: Miasmatische Homöopathie
Ich kann mich gut an meine eigene Homöopathieausbildung erinnern....
Beim Thema "Miasma" dachte ich: "Was dieser alte Kerl sich da so ausgedacht hat, kann heute einfach keine Gültigkeit mehr haben!"
Diese Aussage erzählt mehr über meine jugendliche Dummheit als über die geniale Heilweise eines Samuel Hahnemann.
Klassische Homöopathie zu erklären ist nicht leicht..., denn die Genialität, mit der Samuel Hahnemann schon vor mehr als 200 Jahren die Homöopathie entdeckte, überfordert uns ansatzweise immer noch.
Hahnemann erforschte die Essenz der Heil- und Lebenskraft, entwickelt die Lehre der Dynamisierung (der Grund, weshalb kleinste Mengen einer Medizin wirksam werden) und schuf ein lehr- und lernbares System der Arzneimittel und ihrer Verschreibung.
An dieser Stelle soll es um einen Aspekt der hahnemannischen Lehre gehen, die wohl den meisten Laien und auch vielen TherapeutInnen gänzlich unbekannt ist: das Miasma...
Martina Beck machte nach einigen Jahren der praktischen Ausübung von Klassischer Homöopathie immer wieder dieselbe Erfahrung: Wenn Menschen an verschiedenen Beschwerden gleichzeitig oder auch nacheinander litten ( Hauterkrankungen, Allergien, Rheuma), kam sie mit der Behandlung nicht wirklich tiefgreifend weiter. Mit einem guten Schuss Perfektionismaus, gepaart mit großer Neugier ausgestattet, forschte sie nach Lösungen - aber alle auftauchenden Theorien und Hinweise halfen nicht weiter.
Martina Beck: Außerdem kamen zunehmend Menschen mit sehr schwerwiegenden Erkrankungen zu mir, denen ich nicht zufriedenstallend helfen konnte. Bis zu dem Tag, an dem mir das Buch "Miasmatische Krebstheorie" von Rosina Sonnenschmidt wie zufällig begegnete...Ich war wie elektrisiert, denn die Betrachtung der Miasmen und die praktische Umsetzung hörte sich zunächst mal furchtbar einfach an - dieser Eindruck relativierte sich natürlich schnell (sie lacht herzhaft).
CD: Was bitte ist ein Miasma????
Martina Beck: Miasmen stehen für eine Art "Grunddisposition für Erkrankung", die ererbt und/ oder im eigenen Leben erworben wird. Auch die Schilmedizin kennt "Diabetes-Familien" oder "Rheumafamilien" und fragt diesen Hintergrund ab. Anders als in der Schulmedizin gilt in der miasmatischen Theorie aber die Überzeugung, dass auch solche ererbten Dispositionen behandelt werden können.
Als Kind seiner Zeit führte Hahnemann alle chronischen Erkrankungen auf die Grundansteckung mit den damals größten Infektionen
- Psora/ Hautleiden
- Sycosis/ Gonorrhoe
- Syphilis
zurück, die heute noch durch das tuberkulinische und carcinogene Miasma sowie die Parasitose (Arzneikrankheit) ergänzt werden.
Hahnemann ordnete alle ihm bekannten Beschwerdebilder und alle wirksamen Arzneien diesen Grundmiasmen zu und postulierte: nicht das aufgrund der Symptome passende Mittel allein kann tiefe Heilung bewirken - das Mittel muss auch dem aktiven Miasma zugeordnet werden.
CD: Heißt das, ich muss mich dieser Theorie nach heutzutage, salopp gesagt, mit dem Tripper meines Urgroßopas herumschlagen?
Martina Beck: (lacht) Ja und nein: Es geht weniger um die Erkrankung der Gonorrhoe (des "Trippers" im Volksmund) als um die spezielle Schwächung des Organismus, die damit verbunden ist - und die natürlich weiter gegeben wird.
Der homöopathische Umgang damit läßt sich am Beispiel eines Hauses ganz gut erklären.
Das Dach des Hauses steht dabei für absolute Gesundheit - das Obergeschoss beherbergt leichtere Erkrankungen, die der Psora angehören, in der ersten Etage residiert die Tuberkulinie,im Erdgeschoss wohnt die Sykosis und der Keller wird von der Syphilinie bewohnt. Das karzinogene Miasma entsteht durch eine Verschmelzung von Sykose und Syphilinie.
Je nach Tiefe der Erkrankung geht es immer weiter nach unten - nach Hahnemann liegt die schwerste und tiefste "Ansteckung" in der Syphilinie - Symptome aus diesem Bereich müssen dann mit den entsprechenden miasmatischen Mitteln behandelt werden.
CD: Was hat sich in Deiner Behandlung geändert, seitdem Du so arbeitest?
Martina Beck: Zunächst mal fielen mir einige Antworten auf ungelöste Fragen wie Schuppen von den Augen - ich konnte klar erkennen, warum manche gut gewählten Mittel gar nicht dauerhaft helfen konnetn - sie gehörten schlicht nicht dem richtigen Miasma an.
Außerdem erschließt diese Betrachtungsweise eine Ordnung von Krankheit, Heiluing und Gesundheit, die ich bis dahin nicht kannte. Ich fühle mich sicher und klar bei der Auswahl der Mittel und das befreit ungemein.
Außerdem liebe ich die Homöopathie so sehr, dass ich selbst am Sonntag im Liegestuhl eher zum Homöopathiebuch als zum Krimi greife - das ist einfach absoltu meine Welt und durch die Miasmentheorie ist es eher "noch schlimmer" geworden als vorher (flacht und freut sich dabei).
Mir fällt nach diesem anregenden Interview vor allem auf, wie sehr ich in meinen eigenen Bildern und Meinungen festhänge. Es gibt so viele unterschiedliche Modelle und Erklärungsversuche, wie Krankheit und Gesundheit wohl zusammenhängen mögen, die sich ergänzen, widersprechen, aufheben...keines davon wird wohl wahr im absoluten Sinne sein, eher finden wir wohl immer "unser Modell", das dem eigenen Geist am plausibelsten ist.
Dagegen ist nichts einzuwenden, im Gegenteil, salutogenetisch betrachtet ist es sehr heilsam, von der eigenen Gesundungstheorie überzeugt zu sein.
Nur diese dann für absolut wahr zu halten....ist wahrscheinlich nicht ganz so heilsam - weder für uns noch fürs Drumherum.
Insofern war dieser kleine Ausflug in Theoretisches nicht nur inhaltlich inspirierend, sondern im tieferen Sinne erhellend für mich.
Conny Dollbaum
Ein Artikel von
Martina Beck
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