Unser Zyklus – unser Leben

Moderne Menstruations-Utensilien

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27. Juni 2024 von Conny Dollbaum-Paulsen

Biologische Frauen bluten im Zyklus des Mondes, weil sie fruchtbar sind. Die weibliche Blutung ist fast so etwas wie das unbesiegte gallische Dorf im römischen Reich – blutende Frauen erinnern uns daran, dass wir uns noch so exzessiv enthaaren, parfümieren, operieren und verkleiden können: wir bleiben blutende Frauen.

Es sei denn, wir nehmen die Pille. Dann ist das letzte Dorf besiegt, der Körper multidimensional funktional ohne blutige, riechende, schmerzende Hindernisse in der Dunkelheit der weiblichen Fruchtbarkeit. Weiblichkeit abgeschafft...

Menstruation heute: Lichtblicke im Umgang damit

Bis heute haftet blutenden Frauen Geheimnisvolles an – geheimnisvoll im Sinne von versteckt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Oder hätte je jemand gehört, dass eine blutende Frau laut und deutlich sagt: Ich gehe mal eben mein Menstruationsbecherchen leeren????

Je patriarchaler die Gesellschaft war, desto toxischer waren blutende Frauen – überall dort, wo auch matriarchale Strukturen Raum hatten, stand Menstruation für Fruchtbarkeit, weibliche Kraft und göttliche Energie, menstruierende Frauen galten durch ihre Verbindung zum Mondrhythmus als mächtig und universell einflussreich. Im engen patriarchalen Europa galt die Menstruation bis ins 20ste Jahrhundert als so toxisch, dass Frauenärzte zu dauerhafter Schwangerschaft rieten, um die Blutung zu vermeiden. Und auch heute noch benutzen mehr als 80% der Frauen in den USA Tampons mit Einschieb-Hülse, um sich auf keinen Fall selbst berühren zu müssen. OMG!

Durchschnittlich fließen übrigens 60 Milliliter Blut pro Zyklus – das ist von der Menge ungefähr so viel wie ein doppelter Espresso; natürlich schwanken die Mengen, zwischen 5 und 80 Millilitern liegt der medizinische Normbereich. So wenig Blut, so viel Angst vor roten Flecken auf Theatersitzen...so viel Scham und Versteck.

Die Erfindung von Tampons direkt nach dem Krieg und die flächendeckende Einführung der Pille in den 19Sechzigern verbannte die Blutung aus der Erfahrungswelt nicht nur der Männer – Menstruationsbeschwerden waren jetzt endgültig Privatsache und hatten als solche in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. Während Brüste zunehmend sichtbarer wurden und frei zumindest am Strand und in den Medien präsentiert werden durften, blieb die Blutung irgendwie ibäh.

Zum Glück hat sich da sehr viel getan – es gibt eine erstaunliche Fülle von Menstruations-Produkten, eine kleine Aufzählung findest du unten:

Der Naturschwamm

Er hat alles, was frau braucht: hygienisch, praktisch, wiederverwendbar, natürlich
Die Schwämmchen haben kein Bändchen, vollgesogen folgen sie der Schwerkraft und rutschen. Sie werden ausgewaschen und wieder verwendet.

Die Menstruationstasse

Aus Silicon, gut einzuführen, wiederverwendbar; anders als beim Schwämmchen kann das Blut hier frei fließen, außerdem halten sie gut durch den entstehenden Unterdruck.

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Stoffbinden

Aus (möglichst Bio)-Baumwolle, waschbar, wiederverwendbar und damit Ressourcen schonend. Frauen, die nicht gerne einen Fremdkörper einführen, sind damit sehr gut versorgt.

Free bleeding

Hups, das ist eher nix für Frauen, die den ganzen Tag busy unterwegs sind – hier wird dem Blut freien Lauf gelassen – gerne auf ein schönes weißes Handtuch, noch besser direkt auf/ in die Erde, möglich ist aber natürlich auch Toilette oder Dusche.

Menstruationsaktivistinnen: Ja bitte!

Wir brauchen ein neues Selbstverständnis für die weiblichste aller Daseinsformen – für die Menstruation. Im Podcast „Meine Challenge“ von Daniela Schmidt kommen tolle Frauen zu Wort, die sehr aktiv dabei sind, das Blut-Thema aus dem Keller ans Licht zu holen. Dazu gehören auch medizinische Themen wie das weggeschwiegene Thema Endometriose – Frauen leiden an Schmerzen und dennoch dauert es meist Jahre, bis die Diagnose steht – unfassbar!

Mehr Infos zu Endometriose, der Ent-Tabuisierung von Menstruation und Co findest Du unten in den Links.

Die Idee zu diesem Artikel entstand beim Lesen einer großen Info-Grafik "in der Regel" in der Zeit vom 11. April 2024.
Vielen Dank an Hella Kemper für die Recherche & Matthias Schütte für die Grafik.

Die herkömmlichen Menstruations-Produkte

Periodenunterwäsche

Im Slip ist eine Mehrfachmembran eingenäht, also so etwas wie eine Stoffbinde – was praktisch wirkt, hat durchaus Tücken: die meisten Exemplare sind sehr stark mit Schadstoffen belastet.

Tampons & Einmalbinden

Die herkömmlichen, Tampon und Einwegbinde, sind bekannt und benötigen keinerlei Kommentare. Beide Lösungen sind ökologisch ein Problem, so bestehen Tampons zu 90% aus Plastik!!!! Außerdem kostet beides sehr viel Geld, dazu mehr im Link unten.

Almo Online-Shop von Stefanie Wagner

Leider ist es noch nicht so, dass alle Produkte in den üblichen Drogerien zu finden sind. tefanie Wagner hat sich das Thema zu Herzen genommen und einen tollen Online-Shop gegründet. ALMO steht für Altternative Monatshygiene und der Name ist Programm.

Die Artikelvielfalt ist absolut erstaunlich und sehr erfreulich - es lohnt sich, ganz in Ruhe zu schauen, vermutlich gibt es bezogen auf Monatshygiene keinen Wunsch, der hier nicht ökologisch-pragmatisch erfüllt wird.

Zum Shop: natuerlich-almo.de

Infos zu Menstruation & Zyklus

Ein Artikel von
Conny Dollbaum-Paulsen