Schneller gespalten als verbunden
Nachgedanken zum Twitter-Text
Kürzlich schrieb die Autorin an dieser Stelle darüber, warum wir mit Heilnetz nicht mehr auf Twitter aktiv sein wollen. Dieser Text hat in den sozialen Netzwerken zu harschen Kommentaren geführt, die eins gemeinsam hatten: sie warfen der Autorin auf erstaunlich aggressive und belehrende Weise vor, mit dieser Entscheidung die gesellschaftliche Spaltung zu verstärken.
Erstmal zurückhauen?
Die erste Reaktion war Erschrecken ob des Tons und Unglauben ob des Inhalts. Heilnetz und Spaltung? Niemals, auf keinen Fall…die zweite Reaktion war dann, genauer hinzuschauen, was dran sein könnte an diesem Vorwurf.
Die Kommentare arbeiteten jedenfalls in der Autorin, sie ahnte, dass es nicht reichte, diese einfach abzulehnen, ahnte, es könnte was dran sein, ein kleines bisschen Wahrheit könnte darin verborgen sein. Nur zurückzumeckern war jedenfalls keine Option, obwohl es in den Fingern juckte, mal eben eine Antwort rauszuhauen. Die Kommunikation abzubrechen, was in den Sozialen Medien mit einem Klick zu machen ist, schien auch keine Lösung. Also blieb keine andere Wahl als versuchen zu verstehen, wie und warum der Artikel solche Reaktionen hervorrufen konnte.
Die Suche nach dem Pfeil, der das Zeug hatte zu spalten, war erfolgreich:
Der Satz mit Spaltungspotenzial:
„…Im Social-Media-Team haben wir beschlossen, unseren Twitter-Account zu löschen, weil die aktuellen Entwicklungen unter Elon Musk so gar nicht zu dem passen, was wir als heilsam erleben. Wir wollen nicht Teil eines virtuellen Systems sein, das Menschen diskreditiert und faschistoides Gedankengut in die Welt bringt. Wir wollen keinem kapitalistischen Narzissten dazu verhelfen, die eigene Macht zu vergrößern.“
Streichen wir alle Pfeile, also alle Zuschreibungen und Urteile raus und schreiben nur noch das, was uns wichtig ist zu sagen, entsteht dieser Text:
Alles, was wir gerade über die Entwicklung von Twitter durch Medien, denen wir vertrauen, erfahren, erschüttert und verunsichert uns. Wir lesen, dass freie Meinungsäußerung auch dann erlaubt sein soll, wenn es sich um Hassreden und Shitstorms handelt; wir lesen, dass Donald Trump, dem gerade schwere Verbrechen im Rahmen der Capitol-Stürmung vorgeworfen werden, wieder freigeschaltet wurde. Wir lesen, dass ein sehr reicher Mann ein einflussreiches Soziales Medium wie Twitter scheinbar nach Gutdünken und eigenem politischen Gusto eigenmächtig und ohne ethische Kontrollinstanzen und demokratischen Dialog verändern kann. Das finden wir schwierig und wollen damit nicht verbunden sein. Und weil uns, siehe oben, der Ton und die Art der eher aggressiven Kommunikation noch nie behagte, machen wir einfach Schluss mit Twitter.
Es ist oft nicht leicht, Pfeile wegzulassen. Und es ist wichtig, NEIN zu sagen, wenn politische oder soziale Missstände es erfordern. Es kann nicht und niemals darum gehen, grundsätzlich alles, was uns an Ungerechtigkeit begegnet, zu relativieren und Widerspruch zu unterlassen. Es geht wohl eher darum, das Problem zu nennen, den Hintergrund der eigenen Entscheidung zu erläutern und dann nach dem Ausschau zu halten, was uns gemeinsam ist. Das ist schwer, manchmal sehr und oft fast unmöglich.
Hilfreich scheint es zu sein, nicht mit den Begriffen RICHTIG oder FALSCH im Allgemeinen zu hantieren; wir treffen Entscheidungen, die vor dem jeweiligen Hintergrund sinnvoll und gut erscheinen. Das haben wir mit der Löschung des Twitter-Accounts gemacht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Was geht?
Bezogen auf den Facebook-Account von Heilnetz hieße das vielleicht, uns auf das gemeinsame Thema der Ganzheitlichen Gesundheit auszurichten und von dort aus mit Respekt und ohne Aggression auszuleuchten, was uns trennt. Und aus diesem Gemeinsamen einen Schritt in die Richtung der "gegnerischen" Argumente zu wagen. Nicht dierkt zu reagieren, sondern in der Tiefe zuzuhören.
Vielen Dank an diejenigen, die sich die Mühe gemacht haben zu kommentieren.
Weiterführende Links
Eine Online-Idee dazu gibt es unter dem Titel Diskutier Mit Mir, in der es darum geht, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die ganz anderer Meinung sind als mensch selbst - gute Idee, finden wir.
Hier der Link zum gesamten Twitter-Artikel: