Verlage verändern die Welt
Zum Beispiel: edition steinrich
Bücher sind Grundnahrungsmittel und Medizin gleichzeitig. Jedenfalls für mich. Seit ich lesen kann, schaufle ich Wörter, Geschichten, Poesie, Himmel, Erde und Weltanschauungen darüber in mich hinein, lass mich verzaubern, ärgern, verwirren, nähren, heilen und begeistern.
Ich tauschte bereitwillig ein Germanistik-Studium gegen die selbstausbeuterische Tätigkeit in einem selbstverwalteten Buchladen, um näher dran zu sein an meinen Lieblingsbüchern. Und um sie besser an den Mann und die Frau zu bringen. Das ist lange her. Den Worten bin ich treu geblieben.
Im Lauf der Jahre gab es immer Verlage, deren Veröffentlichungen mich überleben ließen – ein neues Buch aus dem richtigen Verlag und damit oft von der richtigen Autor:in in der Hand zu halten, gehört für mich bis heute zu den schönsten Momenten der Welt.
Meine Lieblingsmedizin: die edition steinrich
Seit ich die edition steinrich entdeckt habe und beobachte, wie in meinem „Buddha-Regal“ die Buchrücken mit dem markanten Logo des Verlages zahlreicher werden, geht mein Blick über die Bücher und Autor: innen hinaus, ich habe begonnen zu fragen, wie und von wem Verlage gemacht werden, wer auswählt, was wie und warum in die Welt kommt...
Ein Verlag ist ja, jenseits aller unternehmerischen Attribute, eine Art Eigenwesen mit äußerer Anmutung, Herz und Hirn und oft, vermutlich, einer Mission. Wer spirituelle Bücher verlegt wie Ursula Richard, verändert die Welt. Ja, ich bin durch die Bücher der edition steinrich nicht mehr die, die ich war, bevor ich das erste Buch aus dem Verlag las. Seit ich mehr über Frauen im Zen weiß, sitze ich als Frau im Zen anders auf meinem Kissen, seit ich mehr über säkularen Buddhismus und Öko-Dharma erfahren durfte, sehe ich mein Engagement in Sangha und Klimabewegung anders. Seit ich von Meister Linji erfahren durfte, was ein „ungeschäftiger Mensch“ ist, bin ich, ganz manchmal, ungeschäftig und seit ich über die verschiedenen Arten der Stille las, ist meine Stille manchmal anders still.
In der edition steinrich verlegte Bücher stehen für sich und miteinander-nebeneinander, verbinden damit buddhistische Tradition und modernen Buddhismus, östliches und westliches Denken, Poesie und Programmatik, Weltreligionen mit Wirtschaftethik und alles, was geeignet ist, dem Denken Weite zu geben und das Herz zu nähren. Das klingt pathetisch? Kein Problem.
Die Welt braucht Bücher - und mutige Verleger:innen
Bücher tragen Herz und Geist in die Welt, verändern Lesende mit jedem Buchstaben, ob das bewusst geschieht oder nicht, spielt keine Rolle. Und weil Verlegerinnen entscheiden, welche Bücher sie übersetzen und verlegen, schaffen sie Bedingungen, Ursachen mit Wirkungen – um im buddhistischen Jargon zu argumentieren, könnte mensch Bücher als geschickte Mittel ansehen (und ja, darüber lässt sich diskutieren...). Ich bin sicher, dass die Verlegerin Ursula Richard, Übersetzerin der meisten Bücher von Thich Nhat Hanh, ehemalige Chefredakteurin von Buddhismus Aktuell uvm., der ich in der Tiefe dankbar bin für das, was sie da tut, darum weiß. Und, das ist die wirklich gute Nachricht, sie macht daraus kein Ding. Sie tut es. Danke! Der Dank geht natürlich auch an den ursprünglichen Mitgründer Fritz Steinschulte und an Traudel Reiß, die bis 2020 Mitgesellschafterin war.
Es wäre wunderbar, wenn sich viele Menschen Buch für Buch den heilsamen und inspirierenden Ideen, Gedanken, Inspirationen und Kunstwerken, die häufig, aber längst nicht immer verschiedene Aspekte des Buddhismus zum Thema haben, nähern würden. Ich bin sicher: Jede Annäherung lohnt auf eine ganz eigene Weise.
Vor allem wünsche ich Ursula Richard, allen Autor:innen, Lektor:innen, Übersetzer:innen, Papierlieferant:innen und auch der wunderbaren Angela Zetl aus dem Vertrieb, die jeder Lieferung zwei schöne Postkarten beilegt, sie mögen glücklich sein mit dem, was sie da tun. Jedenfalls so grundsätzlich. Und bitte weitermachen, denn die Welt braucht Bücher aus der edition steinrich. Un-bedingt.
Kleine subjektive und durchaus zufällige Empfehlungsrunde:
Mein Tipp für Nicht-Buddhist*innen wäre:
Sara Maitland, Das Buch der Stille
https://edition-steinrich.de/buch/das-buch-der-stille/
Für Frauen, die am patriarchalen Gedöns im Zen-Buddhismus verzweifeln
Grace Schireson, ZenFrauen
https://edition-steinrich.de/buch/zenfrauen/
Wer wissen will, wie Frauen in der Geschichte des Zen mit Koans umgegangen sind und es heute noch tun:
Florence Caplow, Susan Moon (Hrsg.), Das verborgene Licht
https://edition-steinrich.de/buch/das-verborgene-licht/
Für alle, die den Dogmen buddhistischer Traditionen nichts abgewinnen können, aber dennoch vom Buddhismus inspiriert sind
Steven Batchelor, Jenseits des Buddhismus
https://edition-steinrich.de/buch/jenseits-des-buddhismus/
Für alle, die ein Zen-Herz haben (ob ganz frisch oder geübt)
Friedrike Juen Boissevain, Großes Herz, weiter Horizont
https://edition-steinrich.de/buch/grosses-herz-weiter-horizont/
Noch mehr Zen-Herz, aber ziemlich chinesisch und sehr Zen-mäßig
Thich Nhat Hanh, Es gibt nichts zu tun – Die Zen-Unterweisungen des Meister Linji
https://edition-steinrich.de/buch/es-gibt-nichts-zu-tun/
Ach, am besten schaut ihr selbst, bevor ich hier munter kuratiere und du womöglich an dem Buch vorbeisegelst, das gerade für dich gedacht, geschrieben, übersetzt und verlegt wurde:
https://edition-steinrich.de/shop/buecher/
Zur Verlagsgeschichte:
Die edition steinrich wurde 2009 von der Lektorin, Autorin und Übersetzerin Ursula Richard und dem Buchhändler und Verleger Fritz Steinschulte (daher der Name Steinrich) gegründet. 2012 verließ Fritz Steinschulte den Verlag und für ihn trat die Lektorin, Layouterin und Redakteurin bei Buddhismus aktuell Traudel Reiß in die GbR ein. Seit 2021 leitet Ursula Richard den Verlag allein.
Mehr zu Ursula Richard und ihrem vielfältigen Wirken:
https://edition-steinrich.de/ursula-richard/
Ein Interview im Podcast mit Ursula Richard in einfach ganz leben
https://www.youtube.com/watch?v=qMeVWTmiIhY
Ein toller Vortrag bei Buddha-Talk in Hamburg: Scheitern, wieder scheitern, besser scheitern
https://www.youtube.com/watch?v=TGUhvU0sL_4
Einblicke in Ursula Richards Weg im Buddhismus: Was mir vom Buddhismus übrigblieb
https://www.youtube.com/watch?v=A1M0jwVjpQQ
Eine Übersicht aller Filme und Podcasts gibt es hier:
https://edition-steinrich.de/ursula-richard/
P.S. Wie bei allen Beiträgen über Bücher oder Verlage schreiben wir darüber aus eigenem Antrieb, nicht, weil wir darum gebeten oder gar dafür bezahlt würden.