Bist Du schon hoffnungsstur?

Dem Möglichkeitssinn auf der Spur

Foto: Lizenzfrei von Pixabay
3. April 2024 von Conny Dollbaum-Paulsen

Im Rahmen des in der Tiefe und Weite berührenden und inspirierenden 8. Summit von Pioneers of Change mit dem Titel „Mut um Mut“ fielen drei Begriffe, die durchaus bewusstseinserweiterndes Potenzial haben.

Being "hoffnungsstur"...

Bisher bezeichnete ich mich manchmal als „hoffnungslos optimistisch“ was die Möglichkeiten für die Zukunft betrifft. Das ist ganz unabhängig davon, ob es sich dabei um eigene kleine Projekte oder großes Weltgeschehen handelt - ich habe die Angewohnheit, bei meiner Hoffnung auf gutes Gelingen zu bleiben, im Kleinen wie im Großen. Dafür kann ich (fast) nichts, es ist ein Persönlichkeitsmerkmal, das allerdings gepflegt werden will.

In einem Interview mit der ordentlichen Professorin für Positive Psychologie, Judith Mangelsdorf, benutzt diese den mir wunderbaren Begriff „hoffnungsstur“, um die ihr vertraute innere Haltung des Hoffnungsvollen zu beschreiben. Mir gefällt daran die kleine Wildheit, der Trotz, mit der das freundlich-positive Wort Hoffnung eine aktive und dem "Normalen" gegenüber eine widerspenstig Note bekommt. Vielleicht magst Du auch damit experimentieren – vielleicht kannst Du auch ein noch hoffnungssturerer Mensch sein, der oder die sich im Dauerkrisen-Modus dem Konstruktiven, Mitfühlenden und Positiven zuwendet.

Hier geht’s zum zitierten Interview mit Judith Mangelsdorf:
https://pioneersofchange-summit.org/slp/judith-mangelsdorf/

Vom Wirklichen ins Mögliche

Tatsächlich weiß ich nicht mehr, in welchem Zusammenhang mir kürzlich Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ begegnete und die beiden darin benutzten Worte „Wirklichkeitssinn“ und Möglichkeitssinn“ gefielen mir ebenso gut wie das Hoffnungssture.

Dazu der Autor Robert Musil:

Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will” muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben: dieser Grundsatz […] ist einfach eine Forderung des Wirklichkeitssinns.”

Und weiter heißt es:

Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, […] dann muß es auch etwas geben, das man Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier könnte, sollte oder müßte geschehen; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.”

Neue Geschichten ermöglichen

Ja ist es nicht genau das, was wir so unbedingt beginnen sollten miteinander zu verknüpfen? Die bewusste Einsicht über den Wirklichkeitssinn, dass sich vieles, fast alles, was uns an Lebensstil vertraut und lieb geworden ist, ändern muss, damit wir die Welt nicht in Flammen aufgehen oder in Fluten untergehen sehen – und zwar schneller als gedacht. Das sagen jedenfalls all die klugen Wissenschafler:innen, die dazu sehr genau forschen. Diese Einsicht wäre die Geburtsstunde für einen aktiven Möglichkeitssinn, für die aus der Wirklichkeit auftauchende Erkenntnis, dass es möglich ist, ganz anders zu leben, als wir es gewöhnt sind. Bescheidener, aber nicht ärmer, ärmer, aber nicht hungriger, gemeinsamer, aber nicht unfreier, regionaler, aber nicht weniger global vernetzt?

Charles Eisenstein hat diesem Thema des Möglichkeitssinns ein ganzes Buch mit dem Titel „ Die schönere Welt, die unser Herz kennt, ist möglich“ - hier findest Du die Vorstellung im Heilnetz: https://www.heilnetz.de/news/charles-eisenstein-eine-bessere-welt-ist-moeglich.html

Dem Möglichkeitssinn Raum geben

Wann fangen wir an, in regionelan wie globalen Menschenräten darüber zu träumen und zu diskutieren, wie die schönere Welt, die allen Wesen gleichermaßen Freiheit und Lebendigkeit ermöglicht, aussehen kann? Wann beginnen wir damit, in die neue Welt hineinzuwachsen?

Der Summit Mut zum Mut bietet dankenswerter und hoffnungssturer Weise einen Container, in dem unser aller Möglichkeitssinn Raum bekommt – schau doch mal rein, es lohnt sich wirklich sehr. Wir wünschen uns, dass möglichst viele Menschen an der Summe von Freundlichkeit, Weisheit, Mitgefühl und Liebe, die in den Interviews und Lives teilhaben können.

https://pioneersofchange-summit.org

Allein für das Gespräch zum Thema Frieden, PEACE – an outcry of life lohnt es sich, das Kongresspaket auch im Nachhinein noch zu kaufen.

Und das Online-Magazin GOOD IMPACT beschäftigt sich immer wieder mit konstruktiven Ideen und Möglichkeiten: schau doch mal, wie eine Welt 2040 aussehen könnte: tagebucheintraege-aus-der-zukunft

Hinweis: Die Zitate sind aus dem Buch Robert Musil, Mann ohne Eigenschaften, erschienen im Anaconda Verlag https://www.buch7.de/produkt/der-mann-ohne-eigenschaften-robert-musil/1021254448?ean=9783730600405