Ernte
Heilnetz-Thema des Monats
Wer erntet, hat gesät – irgendwann. Wer sät, erwartet eine Ernte und hat meist auch eine Idee dazu, was wachsen soll. Ernte verbinden wir am ehesten mit Lebensmitteln, mit Kartoffeln, Weizen oder Obst.
Aber Ernte beschäftigt uns auch im übertragenen Sinn: Die Redewendung „Ihr werdet ernten, was ihr gesät habt“ stammt aus der Bibel und gilt als Mahnung wie als Ermunterung im Sinne von: Überlegt euch gut, was ihr in die Welt bringt und ob dadurch Schaden oder Nutzen entsteht. Grund genug, dem Wort im Rahmen von Gesundheit, Alternativmedizin und Ganzheitlichkeit nachzugehen…
Gesundheit ernten
Geht das? Wenn es mal so einfach wäre, die richtige Saat zu setzen. Klar ist, dass zu einem gesunden Leben wohl gehört, einigermaßen gescheit zu essen, ausreichend zu schlafen, sich regelmäßig zu bewegen und sich ebenso regelmäßig zu entspannen – was alles nicht so ganz einfach ist umzusetzen.
Ob daraus dann Gesundheit entsteht, ist ebenso wenig vorauszusehen, wie dies bei der Saat von Früchten möglich ist. Ob die Samen gut keimen, ob die Winde gut wehen oder die ersten Keime zerzausen, ob genug Sonne für eben gerade diese Saat dasein wird, ob die richtigen Insekten kommen und nicht die falschen Käfer an den Wurzeln fressen – all das weiß kein Mensch zum Zeitpunkt der Saat. Die Idee, wir könnte eine Ernte wirklich nachhaltig sicherstellen, ist trotz technischer Hilfsmittel, trotz Forschung und immens umfangreichem Wissen über die Natur der Natur nicht möglich. Das gilt für alle Ernten, scheint mir, insbesondere aber für die so sehnlich gewünscht Gesundheitsernte – mehr zu dieser Idee, wir könnten Gesundheit „machen“ im Artikel Du musst Gesundheit nur wollen
Ganzheitliche Bemühungen säen
Das Gesundheitssystem in Deutschland ist eines der Besten der Welt – wir werden darum beneidet. Die politische Saat, möglichst allen Menschen eine angemessene Gesundheitsversorgung zu garantieren, ist aufgegangen. Leider ist beim Säen nicht klar genug gewesen, dass es dabei um mehr geht, als um das Liefern differenzierter Diagnosen und den Einsatz hochentwickelter Apparate. Wir ernten gerade eine sehr technisch-naturwissenschaftlich ausgerichtete Gesundheitsversorgung, mit der viele Menschen nicht zufrieden sind. Die meisten von uns wollen nämlich lieber als ganze Menschen gesehen werden und nicht als gebrochener Arm oder Krebsdarm.
Vor diesem Hintergrund hat sich ein 2. Gesundheitsmarkt https://www.heilnetz-owl.de/artikel/gesundheitswirtschaft-zweiter-gesundheitsmarkt.html entwickelt, quasi als ganz besonderes, nicht absichtlich eingesätes "Un"kraut mit ungeahnten Heilwirkungen. Ob Heilpraktiker*innen, Kinesiolog*innen, Coaches, Yoga-Lehrer*innen oder wie sie alle heißen, die vielen unterschiedlichen Berufsgruppen, die hier ihr Angebot machen: Sie alle säen Heilsames, was es im normalen Gesundheitssystem nicht zu ernten gibt. Zeit für das Gespräch, Ursachenforschung auf ganzheitliche Weise, Betrachtung der verschiedenen Seins-Ebenen von Körper, Seele, Geist und Spirit, Arbeit mit natürlichen und/ oder energetisierten Substanzen wie in der Homöopathie um nur einige zu nennen.
Den Menschen zu mehr Gesundheit zu begleiten ist ein grundsätzlich anderer Ansatz, als kranke Menschen gesund machen zu wollen. Wer Krankheit sät, erntet Kranke, wer Gesundheit sät, kann auf mehr Gesundheit hoffen.
Neues erfinden und Hybride säen?
Ob es eine gute Idee ist, neue Samen zu züchten, die von beidem etwas haben? In der Komplementärmedizin wird genau das versucht. Homöopathie im Krankenhaus, schamanische Begleitung als Kassenleistung? Ich bin da skeptisch, ob eine solche Mischung taugt. Dieser eher integrative Weg wäre insofern hilfreich, als dass mehr Menschen, auch die mit kleineren bis sehr kleinen Einkommen, in den Genuss ganzheitlicher Begleitung kämen. Das wäre sehr wünschenswert, birgt aber andere Fallen, zum Beispiel die der Evidenz und Wissenschaftsprüfung.
Ich ernte lieber klare Früchte und entscheide, was ich gerade brauche: eine Röntgenaufnahme, weil mein Bein gebrochen ist oder eine psychisch-energetisch Begleitung, weil ich mir dieses Bein gerade zum dritten Mal gebrochen habe und ahne, dass hinter diesem Unfall eine andere Ursache als Ungeschicktheit und Pech stecken könnte.
Gut wäre, wenn diese verschiedenen Ernten auf einem Teller liegen dürften, wenn nicht einseitig Evidenz und Wissenschaftlichkeit als Maßstab gelten würden, sondern Erfahrung ebenso ernst genommen würde. Dann müssten wir nicht von Chirurg*innen ganzheitliches Tun erwarten, aber den Hinweis auf eine Begleitung, die über die chirurgische Behandlung hinaus hilfreich sein könnte.
Das wäre eine Ernte, an deren Saat wir gerade noch arbeiten – wobei wir ja zum Glück wissen, dass Ausdauer, Geduld und Vertrauen sehr gute Zutaten sind beim Säen und Ernten.
Etwas ausführlichere Tipps zum gesunden Leben (also der Gesundheits-Saat) gibt es übrigens in ganz unterschiedlicher Form zum Beispiel im Heilnetz-WochenTipp