Medizin der Zukunft
Dietrich Grönemeyers Weltmedizin
Ein Hoffnungsschimmer keimte in mir auf, dass sich irgendwann die alternativen und allopathischen medizinischen Ansätze vereinen könnten, als ich kürzlich einen Vortrag, mit dem Titel „Medizin der Zukunft“ von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer besuchte.
Neben der Entwicklung biomedizinischer Verfahren vertritt Prof. Dr. Grönemeyer einen ganzheitlichen Medizinbegriff. Er verbindet in seiner Arbeit sowohl klassische biomedizinischen Verfahren z.B. die MirkoTherapie, die er selbst entwickelt hat, mit Therapieformen aus dem Bereich der Naturheilkunde und anderen Kulturkreisen z. B. die TCM (Traditionelle Chinesische Medizin), Pflanzenheilkunde, und Manuellen Therapieformen.
Er vertritt eine personenorientierte Medizin, die den Menschen in seinen psychischen und intellektuellen Eigenschaften sowie seinen gesellschaftlichen und kulturellen Bezügen wahrnimmt. Seine Sicht auf die Patient*innen, die Zusammenhänge und Grundlagen der Behandlung entsprechen ganzheitlichen Konzepten, die konform mit den Sichtweisen der alternativen Medizin sind.
Medizin der Zukunft - was muss sich ändern?
Prof. Dr. Grönemeyer spricht sich dafür aus, dass die Medizin und deren zugrunde liegendes Wissen ein Kulturgut ist, dessen Wert wir nutzen und schätzen sollen. Aus seiner Sicht ist es sinnvoll, gut und richtig in die medizinische Forschung zu investieren, doch von ebenso großem Wert ist es, auf das bestehende Wissen zurückzugreifen und sich zu Nutze zu machen.
Hierzu ist es allerdings unbedingt nötig, dass sich die klassisch orientierten Mediziner*innen öffnen und die traditionellen Heilweisen in ihre Sicht- und Behandlungsweisen miteinfließen lassen. Es ist ihm ein Anliegen, dass wir uns wegbewegen von einer entpersonalisierten Apparatemedizin und hinwenden zu einer berührenden Medizin, einer Medizin auf Augenhöhe. Die Ärzte*innen mögen nicht mehr herabschauen auf ihre Patienten, sondern lernen die Menschen in ihrer Ganzheit zu erfassen und ihnen zuhören, sie nicht nur anschauen, sondern auch anfassen. Es ist sein Wunsch, dass die Fähigkeit zur Empathie im Medizinstudium integriert und gefördert wird, so dass die angehenden Ärzte*innen in der Lage sind, sich in die spezifischen Ängste der Patient*innen hineinzuversetzen. Die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, um sie ganzheitlich auf ihren Wegen begleiten zu können.
Das Gespräch mit den Patient*innen muss in den Vordergrund rücken und besser bezahlt werden, so sein Tenor, denn gerade erkrankte Menschen brauchen Aufmerksamkeit, möchten gehört und gesehen werden. Da dies in der klassischen Praxis allerdings zu wenig Raum findet, habe die Alternativmedizin einen enormen Zulauf zu verzeichnen, denn dort finden die bedürftigen Menschen das, was sie sich wünschen und benötigen, das Erfassen ihrer Ganzheit. Er wertschätzt die Arbeit von allen therapeutisch arbeitenden Menschen, insbesondere von Krankenschwestern und Pflegern, Physiotherapeut*innen und anderen helfenden und heilenden Händen, die es zu fördern und vor allem deutlich besser zu honorieren gilt.
Bewegung – ein zentrales Thema
Doch das ganzheitliche Begleiten erkrankter Menschen ist nur einer seiner Ansätze. Einen sehr wichtigen Schwerpunkt legt er auf die Gesundheitsprophylaxe. Sehr viele Kinder verbringen heutzutage mehr als vier Stunden medial. Dabei verlieren sie sich oft in den virtuellen Welten, verlernen sich selbst zu fühlen, verlieren ihre Fähigkeit zur Empathie und ebenso zur Kommunikation. Er sieht eine Gefahr darin, dass die Kinder, die nicht in Selbstwahrnehmung geschult werden, kein gesundes Köpergefühl entwickeln können und somit nicht lernen können verantwortungsvoll mit ihrem Körper und mit ihrer Gesundheit umzugehen. Deshalb ist ihm die Gesundheitserziehung auch ein besonders Anliegen. Er wünscht sich politische Lösungen, die vor allem auf die Bildung der Kinder ausgerichtet sind, wünscht sich umfassende Investitionen in das Bildungssystem, so dass Kinder mit Begeisterung lernen können, an Orten, die einladend sind und in Menschen, die diese Kinder mit Freude und Leidenschaft begleiten. Er wünscht sich Konzepte, in denen Bewegung im Vordergrund steht, denn er, der sich hauptsächlich mit Rückenerkrankungen beschäftigt, weiß um die Wichtigkeit der Bewegung und motiviert Menschen nicht zuletzt mit dem Satz: „Turne bis zu Urne“, sich zeitlebens beweglich zu halten.
Das Fazit - Medizin der Zukunft
Und natürlich, wie sollte es auch anders sein, wurden und werden die medizinische Ansätze in der Fachwelt kontrovers bewertet. Doch Prof. Dr. Grönemeyer wird nicht müde, wie er es mir in einem anschließenden persönlichen Gespräch beteuerte, seine Berufskollegen von der Wichtigkeit der Vernetzung der unterschiedlichen Berufsgruppen zu überzeugen. Er plädiert, zum Wohle des Patienten, für eine Hand in Hand Medizin, die auf gegenseitigem Respekt und Achtung basiert. Eine Teamarbeit, die nicht ausgrenzt, sondern die „Schwarmintelligenz“ nutzt, um das Bestmögliche zur Gesundung jedes einzelnen beizutragen.
In seinem gerade erschienen Buch: „Weltmedizin“, stellt er sein Lebensprojekt vor und widmet sich leidenschaftlich der Frage, wie alternative Heilmethoden unsere Schulmedizin bereichern können.
Ich freue mich, einen vorurteilsfreien Gleichgesinnten kennengelernt zu haben, einen Arzt, der um die Wichtigkeit der Menschlichkeit und Ganzheitlichkeit weiß, sie praktiziert, lebt und dafür eintritt.
„Medizin der Zukunft“ - ein Vortrag von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer zum Auftakt des HeilberufeForum der Volksbank Bielefeld – Gütersloh am 26.09.2018
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